Ziemlich ein Schlag ins Wasser Screenshots ORF
17 Aug
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Ziemlich ein Schlag ins Wasser

Überraschend gute Quote für verregnetes ORF-SG mit Werner Kogler; unüberraschende inhaltliche Ausweichmanöver und Anbiederungen an den großen Koalitionspartner.


Werner Kogler ist permanenter Favorit für die niederste Quote bei den Sommergesprächen. Dabei erfasst der Teletest eh nicht alle jene, die bei seinen Gastspielen im allsommerlichen ORF-Politiker-Talk einschlafen.
Zumindest dem Trend zur Seherflucht hat er gestern eindrucksvoll Paroli geboten, denn mit 681.000 Sehern (28 Prozent MA) erzielte er die beste Quote, die ein Grüner je bei einem ORF-Sommergespräch erreicht hat. Insofern hat Kogler gestern aber auch eine große Chance vertan, denn im sehr Großen und Ganzen sind die Reaktionen auf seinen Auftritt ziemlich katastrophal.

kogler jungEs ist schade, fast schmerzhaft, das festhalten zu müssen, denn grundsätzlich ist Kogler ein sympathischer Politiker: Sein Äußeres zeugt von wiederholten Verstößen gegen die diätische Vernunft - das tut in Zeiten glatter Stromlinien-Politikerdarsteller*innen ganz gut -, er ist nicht abgehoben und er hat fraglos einen Bravourakt hingelegt, als er die Grünen aus dem Orkus der außerparlamentarischen Opposition nicht nur Bildschirmfoto 2021 08 17 um 01.19.19zurück in die Volksvertretung, sondern gleich auch in die Regierung gebracht hat. Überdies hat er, wie auch schon Journalisten-Altgroßmeister Peter Michael Lingens im BranchenBlatt dezidiert hervorgehoben hat, hohe Wirtschaftskompetenz, ist in dieser Regierung also einer der nicht inflationär vielen mit genuinem Sachverstand. Vielleicht kann er auch nur wenig für das unwürdige Schauspiel, das die Grünen als unerträglich willfährige Erfüllungsgehilfen der präpotent-arroganten türkisen Machthaberer liefern. Aber als Parteichef muss er nun einmal dafür den Kopf hinhalten. Und gestern tat er eben nichts, um diesem Eindruck entgegenzuwirken. Im Gegenteil - permanent schien er damit beschäftigt, den großen Koalitionspartner schönzureden. „ÖVP-Versteher“ nannte ihn Gesprächsleiterin Lou Lorenz-Dittlbacher an einer Stelle - und viele fanden diesen Terminus sehr zutreffend.

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Wie es in solchen Fällen gerne zu sein pflegt, gab gestern abend noch die Witterung das ihre dazu und ließ es schütten und donnern, dass die Schwarten krachten, und nicht so selten stellte sich der Verdacht ein, als fröstle es sowohl Kogler als auch Moderatorin Lorenz-Dittlbacher, für die sich der erwartbare Kampf gegen die Uhr entwickelte.

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Aus dem Gespräch kam Kogler gerade noch so halbwegs heil raus - gar nicht mehr allerdings bei den anschließenden Analysen durch (sogenannte oder auch wirkliche) Experten und ganz und gar nicht in den Sozialen Medien: Zur Lage in Afghanistan habe Kogler schwammig argumentiert, etwas als Erfolg verkauft, das derzeit sowieso nicht möglich ist (Abschiebestopp) - so resümmierten, zusammengefasst, Kleine Zeitung-„Innenpolitikerin“ Veronika Dolna und Politikwissenschaftler Peter Filzmaier in der Zib 2. Selbst bei Umweltthemen - Öko-Steuer etc. - sei der Grüne schwammig geblieben. Einen „deprimierenden Eiertanz“ nannte profil-Redakteurin Angelika Hager Koglers Auftritt in der „Expertenrunde“ bei Ingrid Thurnher in ORF III. Als „personifiziertes Ausweichmanöver“ bezeichnete ihn Zib-Leiter Hand Burger; lediglich die frühere Grünen-Chefin und heutige Novomatic-Lobbyistin Eva Glawischnig sprang für ihren ehemaligen Schützling ein.
Auf Twitter schaut Werner Kogler heute besser nicht. Kaum einer der über 1700 Tweets zu #orfsg21 ist positiv.

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Das Gespräch kann - wie üblich innerhalb der nächsten sechs Tage - hier nachgesehen werden

 



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