Insel der Schnitzelseligen produkt.at
20 Jul
geschrieben von 

Insel der Schnitzelseligen

Van der Bellens Eröffnungsrede bei den Bregenzer Festspielen kam vor allem bei der ÖVP gar nicht gut an. Der niederösterreichische Partei-Intellektuelle Ebner verteidigt beleidigt die immerwährende Normalität - und Bundeskanzler Nehammmer das Menschenrecht auf Schnitzel.

Auweia! Da ist Bundespräsident Alexander Van der Bellen einigen Leuten aber ordentlich auf den Schlips getreten, als er zur Eröffnung der Bregenzer Festspiele gegen sprachliche Ausgrenzung und Populismus zu Felde zog und dabei in schönster Ausgewogenheit Beispiele aus dem türkisen („normal denkende Menschen“), blauen („das Volk") und roten („unsere Leut') Herrschaftsbereich zitierte. Reaktionen folgten Gewehr bei Fuß. Während von der FPÖ aus der Zentrale ihres Mediensprechers Christian Hafenecker das erwartbare Geschwafel & Geschwurbel über eine „längst vollzogene" und angeblich von den Grünen massiv mitverursachte Spaltung der Gesellschaft kam, reagiert SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler relativ ruhig und sachlich. „Spalten tun jene, die Politik für die Reichen machen und zur Ablenkung mit dem Finger auf ,die anderen‘ zeigen", postete Babler auf seinem Facebook-Account.

362239277_847495700070995_6681738370733632667_n.jpg

Sehr beleidigt aber fielen die Reaktionen aus den Reihen der ÖVP aus. „Von einer Überparteilichkeit des Präsidenten konnte heute leider nur wenig Rede sein", klagt ihr niederösterreichischer Parade-Intellektueller Bernhard Ebner in einer OTS-Aussendung. „Heute hörten wir jedenfalls eine teilweise wortgleiche und dazu noch verlängerte Ausgabe der Ansagen seines Parteifreunds und Grünen-Chefs Kogler. Eine breite Kritik gegen unsere Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, aber auch gegen die SPÖ und die FPÖ – wortreich und leidenschaftlich. Kein einziges Wort hörten wir heute dagegen zur Faschismus-Entgleisung des Grünen-Chefs Werner Kogler. Und kein einziges Wort zur inhaltlichen Diskussion mit den Grünen bezüglich der radikalisierten Klimakleber – und darüber, dass man kein Klimaleugner ist, nur weil man härter gegen die Methoden der Klimakleber vorgehen will. Wir lassen uns jedenfalls nicht einen völlig normalen Begriff in ein schiefes Licht rücken. Wir treten für die normaldenkende, schweigende Mehrheit der Menschen ein – und das politische Gegenteil von ‚normal‘ ist nicht ‚abnormal‘, wie es die Grünen den Menschen gerne skandalträchtig einreden würden. Das politische Gegenteil von ‚normal‘ ist ‚radikal‘. Die radikalen Ränder, radikalisierte Gruppen und eine radikale Wortwahl wie ‚präfaschistoid‘. Der ‚Ablenkungskampf‘ den der Präsident heute beklagt, wird eben genau von jenen betrieben, die die Diskussion über das Wort ‚normal‘ überhaupt führen“."

Aber auch Bundeskanzler Karl Nehammer witterte Äußerungsbedarf. „Es ist in Ordnung, wenn jemand sich dazu entschließt, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren" - dieser gedankliche Gnadenakt wird die Radfahrer freuen - „aber einer, der mit dem Auto fahren muss, soll kein schlechtes Gewissen haben müssen. Und genauso ist es okay, wenn jemand sich dazu entschließt, vegan zu leben. Aber es muss auch okay sein, wenn andere gerne Schnitzel essen“, sagte der Regierungschef im ORF.
Passende gedankliche Verlängerung: Normale Leute essen Schnitzel.
Mehr brauchte es nicht mehr. Das Schnitzel, dessen Ursprung übrigens ziemlich sicher nicht in Wien zu verorten ist, trendet heute auf Twitter. Mit freundlichen Grüßen aus der Gedankenküche.

klopfer.png

 

Bildschirmfoto 2023-07-20 um 11.55.40.png