Kommt mir doch nicht mit Hunger! Wisst ihr, was ein Hamburger bei McDonalds kostet? 1,50 Euro! Mit Pommes 3,50 Euro. Und da schreien Leute, dass in Österreich Kinder hungern müssen! Die Sozialpartnerschaft unterstützt arbeitsscheue Elemente. Faule Frauen arbeiten Teilzeit. Das sind, sinngemäß zusammengefasst, einige Kernpunkte der Rede, die Bundeskanzler Karl Nehammer in Hallein im Juli dieses Jahres vor ÖVP-Parteifreunden gehalten hat. Jemand - man weiß nicht wer - hat das Ganze mitgefilmt und jetzt ist das etwas über 6 Minuten lange Video davon - nicht zufällig, wie das ebenso rechtslastige wie ÖVP-nahe Portal Exxpress unterstellt - knapp nach SPÖ-„Soragate" im Netz aufgetaucht. Es kann (u.a.) hier angesehen werden.
Dass nun sogar aus den Reihen des bis zur Selbstverleugnung nibelungentreuen grünen Koalitionspartners Kritik ertönt, veranlasste den Exxpress prompt zur Headline „Wie schon bei Kurz: Grüne ,Partner‘ fallen Nehammer in den Rücken". Von allen anderen Parteien fallen die ablehnenden Reaktionen viel heftiger aus.
Bemerkenswert ist in all der Aufregung allerdings der Kommentar des nicht mehr ganz neuen Innenpolitik-Chefs der Kleinen Zeitung, des ehemaligen Wiener Zeitungs-Chefredakteurs Walter Hämmerle : Die vielen und heftigen Proteste gegen Nehammers teils regelrecht menschenverachtende Aussagen kommen, wie er richtig argumentiert, aus Kreisen, aus denen keine/r „auch nur in seinen oder ihren wildesten Alpträumen daran denkt, bei den anstehenden Wahlen für die ÖVP zu stimmen." Dagegen könnten Nehammmers Aussagen in ÖVP und FPÖ-Reihen gut ankommen.
„Von daher kann man auch zum Schluss kommen, die Veröffentlichung des Videos ist eine geschickte Guerillastrategie der Volkspartei. In Österreich sollte man nach den Erfahrungen der letzten Jahre wenig ausschließen."
Als bewusste - vom kalten Machtkalkül eines Herbert Kickl übrigens praktisch ununterscheidbare – Strategie angewandt, würde dieses Vorgehen freilich von Nehammer wie auch ÖVP viel Nervenstärke erfordern, bedeutet es doch den endgültigen Abschied von allen humanitären Werten und Vorstellungen, die in der ÖVP einmal in grauer Vorzeit beheimatet gewesen sein mögen. So oder so - man muss sich Karl Nehammer nicht wirklich als sympathischen Menschen vorstellen.