Nur ganz kurz, falls jemand schon den Überblick verloren hat, zur Erinnerung: Im März 2017 sollen, so der Verdacht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), der damalige Generalsekretär des Finanzministeriums Thomas Schmid und die Herausgeberin der Gratiszeitung Heute Eva Dichand einen Deal geschlossen haben, der zum einen eine günstige Berichterstattung über und für den damaligen ÖVP-Kanzlerkandidaten Sebastian Kurz vorsah. Als Gegenleitung sollte Heute mehr Inserate bekommen und außerdem ein Frau Dichand und ähnlich reichen Österreicher*innen genehmeres, intransparenteres und steuerliche Begünstigungen gewährendes Stiftungsgesetz auf den Weg gebracht werden.
Frau Dichand soll zuvor ziemlich nachdrücklich ihren Unwillen über den ihrer Meinung nach zu zögerlichen Fluss von Inseratengeld aus der ÖVP-Zentrale Richtung Heute bekundet haben. „Wir können auch anders" soll sie Schmidt wissen lassen haben - das steht jedenfalls in dem Durchsuchungsbefehl, mit dem unlängst Herrschaften der Polizei und der Staatsanwaltschaft in den Heute-Räumlichkeiten in der Walfischgasse vorstellig wurden. Sie suchten nach Indizien, die ihren Verdacht der Meinungsmanipulation und Wahlbeeinflussung mit Steuermitteln erhärten mochten. Dieser Verdacht wiederum stützt sich maßgeblich auf Aussagen von Thomas Schmid, der den Kronzeugenstatus anstrebt, um vor Gericht straffrei davonzukommen.
Eva Dichand, die laut WKStA mit ihrem Begehr auch die Belange ihres Gatten, des Krone-Herausgebers Christoph Dichand, vertreten hat, hat auf Twitter die Verdachtsmomente als „einfach falsch" zurückgewiesen. Ex-Kanzler Sebastian Kurz, der ebenso wie das Ehepaar Dichand, Heute-Geschäftsführer Wolfgang Jansky und die ÖVP beschuldigt wird, hat auf Facebook und auf einem Kongress der FAZ die Aussagen von Schmid als „frei erfunden" abgekanzelt.
Nun gehen einige direkt, indirekt und als mediale Beobachter Betroffene ins Detail. Eine sehr gewichtige Stimme hat sich mit Heute-Chefredakteur Christian Nusser zu Wort gemeldet: Er versichert heute in seinem brillanten Blog „Kopfnüsse", dass seitens Eva Dichands nie ein Versuch einer inhaltlichen Einflussnahme unternommen worden sei - er, Nusser, hätte einem solchen auch nie nachgeben.
Nun wird Nussers Integrität von praktisch niemandem in der Branche in Frage gestellt. Genau an diesem Punkt wird der Diskurs über die Causa aber etwas kurios. Denn in einem Podcast des Falter vom 31.3. stellt Chefredakteur Florian Klenk massiv in Zweifel, dass von Eva Dichands nie Druck auf die Redaktion ausgeübt worden sei: „Ich glaube auch nicht, dass man Herrn Nusser etwas in die Feder diktieren kann. Aber sein Vorgänger Wolfgang Ainetter hat doch sehr deutlich gemacht, dass noch unter Bundeskanzler Faymann, der als Wohnbaustadtrat einer der Gründerväter von Heute gewesen war, der Druck von Frau Dichand unerträglich gewesen sei. Es ist auch von ehemaligen Mitarbeitern immer wieder zu hören gewesen, dass sich Frau Dichand eingemischt hat, dass sie immer wieder darauf hingewiesen hat, dass man Unternehmen, die inserieren, nicht zu hart anfassen dürfe. Ich habe auch einige E-Mail-Verkehre gesehen, die gezeigt haben, dass Frau Dichand vor der Ära Nusser doch massiv in die Redaktion hineingewirkt hat. Ich glaube ihren Angaben, dass sie sich da überhaupt nicht einmischt, nicht ganz."
Es gäbe indes eine ganz einfache Methode, zu prüfen, ob eine Gefälligkeitsberichterstattung stattgefunden hat: Eine Datenbank anzapfen und alle Heute-Ausgaben während Kurz´ Kanzlerschaft, insbesondere aber die entscheidende Periode vor und um die Wahl 2017 analysieren. Wird auf diesem Portal demnächst gemacht - Prophezeiung: Es wird - anders als bei Oe24 - wenig wirklich Handfestes dabei rauskommen. Das eröffnet eine weitere Möglichkeit: Dass zwar publizistische Gefälligkeiten in Aussicht gestellt, aber nicht gewährt wurden. Strafrechtlich ist auch das relevant, wie Florian Klenk erklärt.
Der Falter-Chefredakteur hat heute bei Frau Dichand via DN auf Twitter um ein autorisiertes Interview angefragt. Das empört Frau Frau Dichand maßlos. Denn Klenk hat u.a. auf Frau Dichands Instagram-Account hingewiesen, auf dem sich die Heute-Herausgeberin gerne mit kostspieliger Kunst und Haute Couture präsentiert.
Die Belegschaft der Krone sah sich veranlasst, für ihren Mehrheitseigentümer Christoph Dichand einzustehen: Politische Einflussnahme? Nie vorgekommen! Das Krawall-Blattl und -Portal Oe24, das sich eigentlich die Hände reiben könnte/müsste („seht her, die Konkurrenz macht´s genauso") gibt zuschlechterletzt auch noch seinen Senf zur Affäre: Es schlagzeilt, als ob das noch irgendeinen Hund hinterm Ofen hervorlocken würde, von einem Koks-Problem des Kronzeugenanwärters Thomas Schmid. Selbst Heute war es zu blöd, diese Vorlage anzunehmen.