In Südafrika, wo seine Musik ungemein populär war, glaubte man ihn tot. Weil man allerdings nix Genaueres nicht wusste, waren die Umstände seines vermeintlichen Ablebens Gegenstand abenteuerlicher Spekulationen. Der dramatische Rock´n´Roll-Tod durch den früher branchenüblichen Cocktail aus harten Drogen und harten Getränken war deren noch eine der scheinbar naheliegenderen. Die Runde machte dann aber die Legende vom Tod auf offener Bühne - und dass dieser von eigener Hand produziert worden sei.
Als der 1942 in Detroit als Sohn eines mexikanischen Einwanderers und einer amerikanischen Ureinwohnerin geborene Sixto Rodriguez, dessen (heute) klassische zwei Original-LPs „Cold Fact" und „Coming From Reality" aus den frühen 70er Jahren stammten, dann in diesem Jahrtausend von der Öffentlichkeit entdeckt wurde, sah er tatsächlich bereits schwer gezeichnet aus - allerdings nicht von Substanzen, sondern von Jahrzehnten schwerer physischer und bisweilen psychisch belastender Arbeit.
Weil sein psychedelischer Folk-Pop zuhause in den USA erfolg- und resonanzlos blieb, glaubte Rodriguez seine musikalische Karriere gescheitert und verdingte sich in Jobs (u.a.) am Bau und als Sozialarbeiter - ohne die geringste Ahnung, dass seine widerständigen Songs, die häufig von Ausgrenzung, Ausbeutung und materiellem wie seelischem Elend handelten, in Australien und insbesondere im Apartheit-geprägten Südafrika viel gespielt und geliebt wurden (ohne dass der Musiker für Verkäufe und Radio-Einsätze auch nur einen Cent an Tantiemen gesehen hätte). Erst in den 1990ern brachten Nachforschungen südafrikanischer Fans die Fakten und insbesondere den Schöpfer dieser Musik ans Licht und setzten Rodriguez instand, an seinem Lebensabend als Verwalter seines Werks die Früchte seiner musikalischen Arbeit zu ernten. Eine Coverversion seines Drogen-Hits „Sugar Man" durch den nordirischen Musiker, Komponisten und Produzenten David Holmes, vor allem aber 2013 die oscarprämierte Doku „Searching für Sugar Man" des schwedischen Regisseurs Malik Bendjelloul (der ein Jahr später tatsächlich durch Suizid starb) generierten einen weiteren Popularitätsschub, der sich sogar in Charts-Notierungen in den heimatlichen USA manifestierte. Lange vorher, nämlich 1981, hatte Rodriguez ein Bachelor-Studium in Philosophie absolviert. Seinen Ehrgeiz, ein politisches Amt zu bekleiden, konnte er allerdings nie befriedigen. Seine politischen Agenden zu vertreten, bleibt seiner Musik vorbehalten. Gestern ist Sixto Rodriguez im Alter von 81 Jahren gestorben.
09 Aug
geschrieben von Bruno Jaschke
Bist du frei von der Not, kommt der Tod
Der sehr spät zu Popularität gelangte amerikanische Folk-Pop-Sänger und -Songschreiber Sixto Rodriguez ist im Alter von 81 Jahren gestorben.
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