Gestern haben wir über zwei Falter-Podcasts berichtet, von denen einer die Zukunft des ORF und seine digitale Zukunft thematisiert hat. Über die einigermaßen schizophrene Situation des ORF, online gewissermaßen mit gefesselten Händen agieren zu müssen, sagte ZiB 2-Anchor Armin Wolf: „Online first, für andere Medien seit 10 Jahren selbstverständlich, dürfen wir gar nicht weil es uns verboten ist, etwas zu senden das nicht linear ausgestrahlt worden ist. (…) Wir brauchen gesetzliche Bedingungen und es ist völlig absurd, dass wir mehr darüber diskutieren, wen die Türkisen als GI-Kandidaten akzeptieren, als wann das ORF-Gesetz diesbezüglich endlich geändert wird.“
Wir hatten das Wörtchen „diesbezüglich“ unterschlagen, in der offensichtlich irrigen Annahme, dass sowieso klar sei, was gemeint war: Die digitalen Möglichkeiten des ORF natürlich.
Großer Fehler. Denn schon findet das inoffizielle ÖVP-Medium Exxpress einen Spin, den Sachverhalt so darzustellen, Wolf wolle einen unliebsamen - sprich: türkisen - ORF-Intendanten verhindern. „Dass der ,ZiB2’-Moderator Armin Wolf wenig Freude über die türkise Regierungsmannschaft empfindet, ließ er immer wieder durchblicken“, schreibt Exxpress-Chefredakteur Richard Schmitt da höchstpersönlich, „auch bei seinen Interviews im ORF. In einem Chat auf dem kleinen Wiener Stadtsender W24* wurde der ORF-Mitarbeiter jetzt aber noch deutlicher – er forderte eine Gesetzesänderung für den ORF, das sei ,ganz, ganz dringend’ nötig. Und er brachte das in direktem Zusammenhang mit einer vielleicht türkisen Besetzung des Chefpostens am Küniglberg. Zitat: ,Es ist völlig absurd, dass wir mehr darüber diskutieren, wen jetzt die Türkisen als Kandidatin oder Kandidaten finden für die Generaldirektions-Wahl, als wann jetzt das ORF-Gesetz diesbezüglich geändert wird.’
Vor allem das Wort ,diesbezüglich’ ließ viele Social-Media-User aufhorchen – so schrieb eine eXXpress-Leserin an die Redaktion: ,Möchte Wolf das Gesetz so ändern lassen, damit ja nicht ein Chef kommt, der ihm politisch nicht passt?’“
Da scheint jemandem Hören und Sehen vergangen zu sein. Und mit „sinnerfassend“ hat´s irgendwie auch nicht so geklappt…
*Der „kleine Wiener Stadtsender W24“ sendet zeitversetzt Videos von Falter-Podcasts. Was Herr Schmitt als „Chat“ interpretiert.
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