Etwas Nervenflattern bei den Debütanten ORF / Roland Winkler
17 Feb
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Etwas Nervenflattern bei den Debütanten

Ein neues Team übertrug den Opernball, der nach zwei Jahren Zwangspause wieder stattfand. Da kann vielleicht noch was draus werden, aber gestern holperte es noch.

„Wenns ihr ma glaubads, wia ma euch vermissen kann“ hat Falco in einem seiner besten Lieder, „America“, gesungen.

Tja. Hätte man sich früher je vorstellen können, dass man Alfons Haider einmal vermissen würde? Hätte man je gedacht, dass der ORF ihm das runde Jubiläum – 25 Jahre Opernball – auch noch gönnen hätte können? Dass einem Haiders bisweilen zwar etwas anbiedernde, aber vergleichsweise  angenehm unaufgeregte Interviewführung abgehen würde, besonders aber sein souveränes Englisch? Da nämlich zeigten eine hypernervöse, obendrein eher unvorteilhaft geschminkte Nadja Bernhard, die viele Aussagen von Stargast Jane Fonda (wahrscheinlich aus Aufregung) unterschlug, und der ansonsten gute und unterhaltsame Tarek Leitner erstaunliche Schwächen.

Nicht dass hier notorisch gemeckert werden soll – das neue ORF-Team zeigte in Ansätzen Charme; Mirjam Weichselbraun erwies sich, als einzige Übergebliebene von der „alten“ Garde, als instinktsichere und gewandte „Leitwölfin“ durch die ORF-Übertragung des 56. Opernballs. Auch Teresa Vogl zeigte sich sattelfest, und wenn Bernhard ihre Nerven in den Griff bekommt, kann sie mit Leitner ein unterhaltsames Paar abgeben. Andi Knoll muss seinen Zugang (zu den Logen, aber auch zu seinem eigenen Auftritt) noch etwas  temperieren – von „forsch“ zu „zudringlich“ ist es bisweilen ein kurzer Weg -, erwies sich im Großen und Ganzen aber doch als erfrischend.

Was ist sonst noch zu sagen? Jane Fonda war schon deshalb ein bemerkerkenswerter Stargast, weil sie unumwunden zugab, dass sie das Geld für ihre Rolle als Promi-Aufputz für ihre karitativen Engagements brauchte. Dass sie die tänzerischen und musikalischen Darbietungen dann offensichtlich auch genießen konnte und damit gewissermaßen ein persönliches Benefit zur bezahlten Pflichtübung nach Hause nahm, war der Schauspielerin, Polit- und Umweltaktivistin herzlich zu gönnen. Anton Zeilinger führte vor, dass selbst eine Opernball-Übertragung etwas Geist gewinnt, wenn ein Nobelpreisträger darin zu Wort kommt. Und in der Loge des Wiener Bürgermeisters muss, wenn man dessen Gast Alexander Wrabetz sah (und hörte), Schaumwein im Übermaß geflossen sein.

Und alles, was sonst noch zum Opernball zu äußern wäre, hat heute früh Chefredakteur und Herausgeber Hubert Patterer in der Morgenpost der Kleinen Zeitung zum exzellenten Besten gegeben. „Anregend war, wie sich beim heurigen Opernball, der eigentlich ein ORF-Ball ist, die alte Gegensätzlichkeit dieser „paramilitärischen Nahkampf-Übung“ (Hausherr Roscic) aufhob: draußen die lautstarke Moral, drinnen die Amoralität, die sich vorführt und vorgeführt wird. Dieses Mal drinnen auffallend viel festliche Moral: Es fielen postpandemische Promi-Sätze wie ,Man sieht nach diesen drei Jahren, wie sehr wir einander brauchen.‘ (…) Wir halten fest: Das Draußen und Drinnen dieser heiteren Bedeutungslosigkeit namens Opernball beginnt langsam aber sicher zu zerfließen und kommt sich auf paradoxe Art und Weise näher. Beides, Welt und Gegenwelt: Spielformen einer großen theatralischen Inszenierung.”