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23 Sep
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„Nur Linke zünden Häuser an“

Nach der recht gesitteten Plauderei bei der Krone glänzten die Spitzenkandidaten der wahlwerbenden Parteien in der Elefantenrunde der privaten TV-Sender wieder in gewohnt polemischer Pracht.

Tatsächlich - einen Gewinner hatte die gestrige Elefantenrunde der Privaten neben den beteiligten TV-Sendern Puls 4, ATV und Servus TV, die kulminiert immerhin auf einen Schnitt von rund einer halben Mio. Seher und Spitzenwerten jenseits der vollen Million kamen: ATV-Moderator Meinhard Knapp, der alternierend mit Corinna Milborn (Puls 4) und Michael Fleischhacker (Servus TV) das Gespräch je eine halbe Stunde lang führte. Vor einer größeren Seherzahl, als er sie üblicherweise durch ATV erreicht, konnte sich Knapp als Diskussionsleiter mit Witz, Charme und Schlagfertigkeit profilieren. Dass ihm Alt-Kanzler Sebastian Kurz attestierte, „Sie haben ja etwas mehr Lebenserfahrung als ich“, konterte Knapp: „Nur ein paar Jahre. Das Licht hilft mir.“Als wenig später Norbert Hofer fragte: „Darf ich noch etwas sagen?“, versetzte Knapp: „Solang ´S nicht auf mein Alter anspielen - immer.“ Während Hofer daraufhin kurz aus dem vorbereiteten Text kam, warf Kurz in ungewohnt breitem Dialekt ein: „I hob a nur gsogt , a bissl mehr Lebenserfahrung´“. Zu einer möglichen Regierungsbeteilung der NEOS fragte Knapp deren Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger: “Haben Sie eigentlich schon eine Vollkasko-Versicherung abgeschlossen? Sebastian Kurz hat schließlich schon zwei Regierungen beendet“. Den grünen Spitzenkandidaten Werner Kogler adressierte der Moderator mit den Worten: „Herr Kogler, es ist fast ein Treppenwitz, dass die Grünen Heinz-Christian Strache brauchen, um zurück ins Parlament zu kommen, oder?“

„Heizen Sie mit Eurofightern?“

Kogler seinerseits ließ seiner bekannten Spottlust freien Lauf, als er Kurz, der eine aufwändige Air Power-Flugshow des Bundesheeres mit dem Gleichnis verteidigte, er halte deren Verbot für so übertrieben wie ein Heizverbot im Winter, fragte: „Heizen Sie mit Eurofightern?“ Unerwarteterweise sprach sich der steirische Grüne nicht prinzipiell gegen Air Power aus („Man muss nicht alles gleich verbieten“), sondern nur gegen ihre Subventionierung.

Warum nicht Bildung, warum nicht leistbares Wohnen? Darum

Als in der letzten Runde Michael Fleischhacker die Moderation übernahm, geriet die Diskussion komplett aus dem Ruder: Durcheinanderreden, episch lange Monologe, daher Beschwerden der Nicht zu Wort Gekommenen - und dazu inhaltliche Beanstandungen:
Warum reden wir hier nicht über Bildung? Warum reden wir hier nicht über leistbares Wohnen? Das Chaos war allerdings gewissermaßen fast vorprogrammiert, ging es doch um das kontroversiellste aller Wahlkampfthemen, die Asylpolitik.

Inhaltlich brachte die Diskussion natürlich nichts Neues; lediglich in der Art des Auftretens der Kandidaten zeigten sich Variationen: Hofer gab erstmals in diesem Rahmen einen echten blauen Scharfmacher, attackierte Peter Pilz (Liste Jetzt) wiederholt, er schicke einen rechtskräftig verurteilten Kandidaten (Martin Balluch) in die Wahl und sagte Richtung Kogler: "Die einzigen, die in Österreich Häuser anzünden, sind die Linken." Dazu hielt er ein Bild eines brennenden Verkehrsministeriums in die Kamera, Genaueres blieb er allerdings schuldig.
Meinl-Reisinger und SPÖ-Kandidatin Pamela Rendi-Wagner blieben in der aufgeheizten Stimmung vergleichsweise ruhig, während Kurz sein Heil öfter in Sarkasmus suchte: „Am besten, man lebt einfach nicht lange“ - so verursache man weniger CO2-Ausstoß.
Pilz schlug schließlich einen parteifreien Bundeskanzler vor und analysierte die Lage nach der Wahl am 29.9.: „Da stehen vier Parteien mit unterschiedlich großen Blumensträußerln - die FPÖ hat das größte - und warten, dass die schwarze Limousine bei ihnen stehenbleibt und die Tür aufgeht. Sie haben völlig recht, Frau Rendi-Wagner, dass Sie den Kopf schütteln, denn bei Ihnen wird sie mit größter Wahrscheinlichkeit vorbeifahren.“

Video der Diskussion hier