Natürlich ist der Opernball als TV-Ereignis nüchtern kaum zu ertragen, das heißt seine Konsumation am Fernseher setzt ein besonderes, auf Ironie und Voyeurismus getrimmtes Mindset voraus. Selbst unter diesen Prämissen war er gestern ziemlich sehr fad. Okay, Operndirektor Bogdan Roščić schimpfte ein bisserl über besoffene Gäste - na, was erwartet er von dem versammelten Promi-Pöbel?!?
Ja, Elena Garanča war, solo oder im Duett mit Piotr Beczala sowie der jungen spanischen Ausnahmesängerin Serena Saenz buchstäblich eine Klasse für sich, ja, die Choreographie der Debütanten war schön, aber ehrlich, ist das nicht für diesen Typ von „Event", der der Opernball schon lange ist, das Wurschteste der Welt?
Von dem her, was es wirklich ausmacht, dem Exhibitionismus der Reichen und nur in Ausnahmefällen Schönen, war's fad. Wortspenden - die einzige Form von Spenden, die diese Brut freiwillig hergibt - verlieren nicht an Trivialität und Langeweile, wenn an ihre Enden stereotyp dieses unsäglich dumme Seitenblicke-Kichern gesetzt wird.
Eher lau agierte auch das im Vergleich zum Vorjahr immerhin abgespeckte ORF-Team. Marion Benda wirkt wie eine Hausmeisterin, bei Andy Knoll weiß man nicht genau, was seine Aufgabe ist (oder er als seine Aufgabe interpretiert), Miriam Weichselbraun leistete sich, zu ihrem Glück ungestraft, einen massiven Fauxpas, als sie Lugners bis an den Rand der Gesichtslähmung „schönheits"operierten Stargast Priscilla Presley mit „Behave"-Maßstäben konfrontierte, und an Teresa Vogl war auch nur das Kleid bemerkenswert.
Sehr gut waren fraglos die Quoten: 1,47 Mio / 57% MA ab 21.45 Uhr.