Business als usual Screenshot ORF
21 Nov
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Business als usual

... zumindest in Österreich: Sogar mehr Zuseher als vor vier Jahren in Russland verfolgten den Auftakt der Fußball-WM in Katar in ORF 1. Massiver Quotenrückgang dagegen in Deutschland.

 

Eröffnungsspiele bei Fußball-Großereignissen sind selten Highlights - aber ein so ödes wie das gestrige zwischen WM-Gastgeber Katar und dem völlig unterforderten Team aus Venezuela hat man seit Menschengedenken nicht gesehen. Was wäre gewesen, wenn...? (...unsere Kicker nicht während der WM-Qualifikation und der Nations League auf ziemlich unerklärliche Weise versagt hätten), dachte ein paar Stunden später wohl ein Großteil der Fußball-Fans angesichts der großartigen Leistung des österreichischen Teams gegen Europameister Italien (der sich ebensowenig für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren vermocht hatte).
Zu den nüchternen Zahlen: Die ließen jedenfalls nicht auf einen WM-Boykott, wie er von verschiedenen Seiten her eingefordert worden war, schließen. Es waren via ORF 1 sogar mehr dabei als vier Jahren beim Auftakt der Fußball-WM in Russland. Hatten damals im Schnitt 566.000 Menschen die ebenfalls sehr einseitige Begegnung zwischen Russland und Saudi-Arabien verfolgt, so waren es diesmal 602.000. Der Marktanteil ist allerdings gesunken (30 zu 36%).
Die Stimmung im Stadion war dem Niveau des Spieles angepasst. Aufschlussreich waren die Einblendungen in den katarischen Fanblock: keine einzige Frau in diesem Meer von roten Trikots. Allfällige Kundgebungen hatte man seitens des korrupten und von jeglichem humanitären Gewissen befreiten Weltfußballverbands FIFA und der katarischen Obrigkeit natürlich sorgsam unterbunden. Es werden auch die Kapitäne großer Nationalteams wie Deutschland, Frankreich, Niederlande u.a. nicht wie ursprünglich geplant mit One-Love-Binden im Zeichen der Menschenrechte auflaufen, nachdem die FIFA angedroht hat, die entsprechenden Spieler mit einer gelben Karte zu belasten.

In Deutschland übrigens war anders als in Österreich in den Quotenerhebungen beim ersten WM-Spiel ein massiver Rückgang des Zuschauerinteresses auszumachen. 6,209 Millionen Menschen verfolgten die Begegnung im ZDF. Vor vier Jahren hatten noch 10,01 Millionen in der ARD den WM-Auftakt gesehen. Der Marktanteil ist von 52% 2018 auf 28,2% eingebrochen.

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Das Freundschaftsspiel Österreich - Italien gaben sich 610.000 Seher (1.HZ) bzw. sehr ordentliche 788.000 in Halbzeit zwei (MA: 30%). Auch bei Servus TV war der Quotenrenner eine Sportveranstaltung aus dem arabischen Raum: Den Abschluss der Formel 1-Saison in Abu Dhabi sahen im Schnitt 602.000 Menschen - genauso viele also wie in ORF 1 das WM-Eröffnungsspiel.