Glücklicherweise macht eben doch nicht der Ton allein die Musik. Sonst wäre Karl Nehammers erstes TV-Interview als Bundeskanzler lausig ausgefallen. Es hallte wie in einer Echokammer. Das störte die an sich begrüßenswerte Co-Produktion von ORF und Puls TV mit Armin Wolf bzw. Corinna Milborn als Interviewer/in vor allem anfangs empfindlich. Der frühere kaufmännische Direktor des ORF konnte sich einen Seitenhieb auf sein ehemaliges Unternehmen nicht verkneifen. Dass zudem eine Signation mitten ins Gespräch mitten ins Gespräch hineingurkte und Nehammers Stimme bei spontanen Einwürfen auf Fragen oft einmal (akustisch) ungehört versandete, machte das Ton-Fiasko noch eindrucksvoller.
Inhaltlich trennt Nehammer bereits eine halbe bis dreiviertel Welt vom süßlichen Gesäusel seines Vorvorgängers. Die Twitteria nahm ihm freilich übel, dass er in einem Atemzug mit dem Eingeständnis, Dollfuß sei ein Faschist gewesen, auf den Austromarxismus verwiesen hat. Diese - tatsächlich anfechtbare - Argumentationsweise erinnerte notabene an die jahrzehntelang gepflogene Wahlkampfpraxis von SPÖ und ÖVP, die sich nach dem Krieg in monotoner Regelmäßigkeit gegenseitig Dollfuß-Vergangenheit bzw. (angebliche) Nähe zum Bolschewismus vorgeworfen hatte. In Maßen fand der neue Kanzler aber auch Zustimmung.
Für den ORF war das als „ZiB 2 Spezial“ ausgestrahlte 30minütige IV mit einer Quote von 967.000 Sehern und 36 Prozent Marktanteil IV ein Volltreffer, der auch noch die nachfolgende Diskussionssendung „Im Zentrum“ (716.000 / 37 Prozent) mitzog. Weniger toll performte das Gespräch bei „Co-Veranstalter“ Puls 4 mit rund 55.000 Sehern Die Puls 4-Tochter ATV, die die Sendung ebenfalls ausstrahlte, erreichte dagegen beachtliche 110.000 Seher.
ORF 2 aber hatte schon am Nachmittag einen Riesen-Hit mit dem Formel 1 GP von Abu Dhabi, der hierher ironischerweise der Sportleiste im Einser ausgewichen war, gelandet. Die Last-Minute-Entscheidung verfolgten 1,116 Mio Menschen (55 Prozent); die Nachberichtverstattung sahen - wohl wegen der Dramatik des Showdowns - sogar noch mehr (1,148 Mio / 57 Prozent).
1,650 Mio Zeit im Bild-Seher (52 Prozent MA) komplettierten schließlich einen erfolgreichen dritten Adventsonntag für ORF 2.
Unterstützen Sie BranchenBlatt!
Werden Sie Teil des Projektes! BranchenBlatt als Medien-Start-up hat die Krise besonders getroffen. Mit Blut, Schweiß und Geld stehen wir aber hinter dem Projekt. Weil wir der Überzeugung sind, dass der eingefahrene Markt in diesem Bereich dringend frischen Wind benötigt. Und dass unabhängige Berichterstattung ohne Verhaberung der gesamten Branche mehr Glaubwürdigkeit und Gewicht verleiht.
Unterstützen Sie Ihr neues BranchenBlatt dabei! Wir sind weiterhin bemüht, seriöse und spannende Nachrichten zu liefern. Doch in Zeiten wegfallender Werbeeinnahmen wird die Aufgabe nicht leichter. Sie können für BranchenBlatt in den Ring steigen und mit Ihrer Spende zu einem neuen Mediendiskurs in der Branche beitragen!
