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Corinna Milborn, Rafalea Scharf, Angela Alexa, Katia Wagner Corinna Milborn, Rafalea Scharf, Angela Alexa, Katia Wagner Puls 4
01 Dez
geschrieben von 

Drei Frauen und ein hoffnungsloser Fall

Bei Corinna Milborn gastierten gestern auf Puls 4 Rafaela Scharf, Katia Wagner und Angela Alexa, die alle Wolfgang Fellner der sexuellen Belästigung bezichtigen.

Es gilt die Unschuldsvermutung. 27 Buchstaben plus vier Leerzeichen können eine ziemliche Zumutung sein. Wolfgang Fellner ist so ein Fall. Der physisch gewichtige 67jährige Medien-Diktator, Herrscher über das Haus Österreich, steht im Verdacht, junge Frauen - Untergebene in seinem oe24-Imperium, begrapscht, drangsaliert, und - als das alles keinen Erfolg zeitigte - beschimpft zu haben (copy paste: es gilt die Unschuldsvermutung).
Im Prinzip war die gestrige Sendung „Milborn Spezial“ fast ein Spiegel jener epochalen Sendung vom Mai, als Rafaela Scharf und Katia Wagner bei Corinna Milborn zu Gast gewesen waren und erzählten, wie der cholerische Medienmacher sie begrapscht, unter Druck gesetzt und beschimpft hat (es gilt die Unschuldsvermutung). Jetzt war´s eine mehr: Angela Alexa, ehemalige Moderatorin in Fellners Radio. Es ist eher zweifelhaft, dass sie die letzte bleiben wird, die mit einschlägigen Vorwürfen gegen den Boulevardisten an die Öffentlichkeit geht (es gilt die Unschuldsvermutung). Ihre Geschichte jedenfalls gleicht haarklein den zwei anderen: Von Fellner bedrängt, komplimentiert und am Po begrapscht (wofür der Mann - es gilt die Unschuldsvermutung - ein besonders Faible zu haben scheint).

Bildschirmfoto 2021 12 01 um 13.20.59Rafaela Scharf würde eigentlich den Titel „Medienmensch des Jahres“ verdienen. Sie hat das Ganze ins Rollen gebracht - zu einem Zeitpunkt, als es sehr, sehr gefährlich war - „lebensgefährlich“, wie Fellner selbst ihr gedroht hat  -, sich mit einem mächtigen und bekanntermaßen weder im Ton noch in seinen Methoden zimperlichen Medienzampano anzulegen. Sie hat die Vorwürfe, sie sei belästigt, bedroht und beschimpft worden, aufrechterhalten, als Fellner sie auf Unterlassung klagte, sie hat zum Teil entwürdigende Gerichtsverhandlungen ausgestanden (Richterin Andrea Mayrhofer zu ihr: „Ich glaube, Sie träumen von warmen Eislutschern“) und jetzt in erster Instanz gewonnen. Wie sich gestern zeigte, ist Scharf, heute Moderatorin bei Krone TV, an der ihr quasi auferlegten Rolle als Vorkämpferin gewachsen, tritt sicher und selbstbewusst auf und nicht der Hauch eines Zweifels kommt auf, wenn sie sagt, „ich werde das bis zum Ende durchstehen.“
Ihr Beispiel animierte Katia Wagner, die Jahre zuvor bei Fellner gearbeitet hatte und ebenfalls von ihm bedrängt worden war, an die Öffentlichkeit zu gehen. Eigentlich hätte sie, um sich keine weiteren Scherereien einzuhandeln, das Ganze auf sich beruhen lassen. Das unangenehme Déjà-vu-Erlebnis durch Scharfs Fall bewog sie aber, ihrerseits (via Standard) an die Öffentlichkeit zu gehen. Mit der wortgewandten und mit vielen Wassern gewaschenen Tochter eines Indonesiers, der Fellner (es gilt hier KEINE Unschuldsvermutung) „den chinesischen Gesichtsausdruck austreiben“ wollte, fuhr Fellner die erste richtige Schlappe in der Causa ein. Weil seine Medien tatsachenwidrig behauptet hatten, Wagner sei in die Herstellung des Ibiza-Videos involviert gewesen, musste er 43.500 zahlen. Vom Presserat wurde er gerügt, weil er Wagner mit der Unterstellung, in Wahrheit sei sie in ihn verliebt gewesen, diffamiert hatte.
Und unlängst verlor er in erster Instanz gegen Wagner, die ihn strafrechtlich geklagt hatte, weil er ihre Vorwürfe als frei erfunden und sie als Lügnerin bezeichnet hatte. Auch vor Gericht verwarf Fellner alle Aussagen Wagners, wie er sie u.a. verbal komplimentiert hatte, ihr Kleid aufzippen wollte und Urlaubspläne schmiedete, als unwahr. Bis Anwalt Michael Rami ein Tonband vorlegte, das Fellner lieber nicht abspielen ließ. Auch das Verfahren gegen Wagner, die wie Scharf heute bei Krone TV - u.a. den sehenswerten „Club 3“ - moderiert, befindet sich nach Schuldspruch und milder Geldstrafe für Fellner im Berufungsstadium. Gegen Angela Alexa, die heute bei Radio Arabella moderiert, ist kein Verfahren anhängig, obwohl Fellner sie eigentlich spätestens nach der gestrigen Sendung klagen müsste.
Übrigens inserieren große Unternehmen wie Hofer, Spar, Mediamarkt, A1, Kika u.v.a. noch immer in Fellners Medien. Muss auch gesagt werden. Nicht einmal, sondern immer wieder.

 Sie können die Sendung hier nachsehen

 



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