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Zwiespältige erste Bilanz Screenshot ORF
14 Jun
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Zwiespältige erste Bilanz

EURO 2020: Klar war das Match gegen Nordmazedonien ein Quotenbringer. Ansonsten hält sich aber das Interesse an der EM vom Vorjahr relativ in Grenzen. Viel Aufregung natürlich um Eriksen-Berichterstattung.

Dass sich die Österreicher - auch als TV-Zuseher - den ersten Sieg bei einer Fußball-Europameisterschaft nicht entgehen lassen wollten, war abzusehen. An die 1,5 Mio verfolgten die zweite Spielhälfte des mühsamen Matches gegen Nordmazedonien, noch mehr sogar die Nachberichterstattung. In beiden Fällen lag der MA bei 52 Prozent. Ansonsten bestätigte die EURO 2020 ein Gefühl, dass sich schon vor dem ersten Anpfiff auf Sozialen Netzwerken breitgemacht hatte: Irgendwie geht diese aus der Zeit gefallene Großveranstaltung ziemlich vielen Leuten - auch Fans und Interessenten - ziemlich am A…. vorbei. Das zeigte sich bereits beim Auftaktmatch Italien - Türkei, das auf dem Papier doch eine starke Konfrontation versprach: Nicht einmal 650.000 Zuseher erreichte die Begegnung in ORF 1, der MA lag bei 26 Prozent. Die in ORF 2 zeitgleich laufende Serie „Der Staatsanwalt“ lag mit 515.000 Sehern und 21 Prozent MA gar nicht so weit dahinter. Das Spiel Wales - Schweiz performte am Samstag mit immerhin 40 Prozent MA in der zweiten Hälfte recht gut. Dass für das skandinavische Duell zwischen Dänemark und Finnland am späten nachmittag das Interesse begrenzt sein würde, war abzusehen, galten doch die Dänen als haushoher Favorit.

Der dramatische und zunächst lebensgefährlich aussehende Zusammenbruch des dänischen Spielers Christian Eriksen machte das Ergebnis zur Makulatur. Kaum jemand diskutierte danach den glücklichen 1:0-Sieg der Finnen, sondern in erster Linie das Verhalten der TV-Stationen, wie sie mit den Bildern von der Reanimation und den Mitspielern, deren geschockte Mienen das Allerschlimmste befürchten ließen, umgingen.
Keine Station hatte einen unmittelbaren Einfluss auf die Bildauswahl - die oblag dem Kommando der UEFA -, sondern nur, wie lang sie draufblieb. Der ORF blieb länger drauf und erntete Entrüstung, das ZDF blieb weniger lang drauf und erntete auch Kritik. Man muss es einfach klar feststellen: In so einer Situation kann man mangels Erfahrungswerten und Unvorhersehbarkeiten nur alles falsch machen. Vor allem Publikumsrat Golli Marboe feuerte eine Breitseite gegen den ORF und Studio-Moderatorin Alina Zellhofer ab, weil sie Schiedsrichtervertreter Tommy Steiner gefragt hatte, wie es mit dem Turnier jetzt weitergehen werde.
Abgesehen von dieser (möglicherweise) angreifbaren Frage bewährte sich Zellhofer als „Krisenmoderatorin“ im Studio übrigens (sehr) gut - so wie auch Anna-Theresa Lallitsch einen durchaus ordentlichen Job als Live-Kommentatorin hinlegte.

Am Sonntag, der mit dem Österreich-Sieg sowieso gerettet war, zeigt sich die EURO erstmals von einer guten Seite. Abends sah man ein hochklassiges Spiel und einen verdammt knappen Sieg des Favoriten Niederlande gegen glänzend disponierte Ukrainer. Weit über 800.000 Seher im Schnitt, die einen MA von bis zu 33 Prozent ausmachten, bewiesen mit dem Einschalten einen guten Instinkt. Aus der Sicht des österreichischen Nationalteams lag allerdings ein Schafften auf der Gala - denn diese beiden Mannschaften sind unsere Gegner um den Aufstieg in die KO-Runde.

 



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