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29 Apr
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Der Poltergeist

Ein streng subjektiver Fernsehabend mit Pro und Contra auf Puls 24.

Ihr Branchenblatt-Redakteur fühlte sich gestern nach getaner Arbeit, so um 22:00 Uhr mag es gewesen sein, etwas schlapp. Also schleppte man sich vor die Glotze, um festzustellen, dass im Fernsehen kaum mehr etwas Fesselndes läuft. Und so zappt man durch die Kanäle. Vorbei an irgendeinem Godzilla vs Sonstwas Film, wo ohnehin gerade Werbung läuft, vorbei an oe24, wo die Ex-Politiker Josef Cap und Peter Westenthaler unter dem Titel Die Insider eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass sich das Niveau ihrer Aussagen im Parlament noch unterbieten lässt. Vorbei an der hundertsten Serie, die gerade irgendwo läuft, vorbei an der tausendsten Diskussion, die zum Thema Corona geführt wird – fast. Auf Puls 24 versucht man sich in einem Pro und Contra zu den Videos der Schauspieler, die letztes Wochenende ausgestrahlt wurden. Die Aussagen ziemlich erwartbar. Die Diskussion eigentlich wurscht.
Aber unter den Diskutanten hat auch einer Platz genommen, den man seit Jugendtagen kennt. Der unter den unter 30jährigen zwar ziemlich unbekannt sein dürfte, damals mit seinem Partner aber eine große Nummer war. In Österreich. Immerhin haben sie die Stones, Tina Turner (kennt man heute auch kaum noch), Queen und sämtliche Austropopstars erst groß gemacht. Wenn man ihren Reden Glauben geschenkt hätte.
Der Ruf eines Ungustls ging also Rudi Dolezal schon damals voraus. Und so konnte ich meine Neugier nicht verbergen, was ihn denn dazu qualifiziere, in dieser Runde überhaupt mitzureden. Die Frage war schnell beantwortet: Sein loses Maul und sein ungebremstes Ego. Das ihn dazu qualifizierte, erst alle anderen Meinungen zu disqualifizieren und dann dazu aufzurufen, mehr zu diskutieren.
Sein ungehobeltes Gehabe bekam vor allem die Politologin Ulrike Guérot zu spüren. Die Dame machte sich offensichtlich bei ihm damit unbeliebt, dass sie Kritik an den Maßnahmen prinzipiell für erlaubt hielt und zudem eine Spaltung der Gesellschaft in drei Lager konstatierte. Sie untermauerte ihre Meinung dann noch mit Argumenten, die sie in ihrer politikwissenschaftlichen Tätigkeit sammelte.
Aber in Dolezal fand sie ihren Meister. Sein Totschlag-Argument: „Ich habe auch Politikwissenschaft studiert, sogar fertig, das sagt überhaupt nichts.“ Wieder einmal war er darauf angewiesen, seine Vergangenheit hervor zu zerren um – ja, was eigentlich? Zu zeigen, dass es gut war, dass er nicht Politikwissenschafter wurde? In Erinnerung zu rufen, dass er studiert hatte? Zu sagen, jeder kann Politikwissenschaft studieren? Den Beruf herunterzumachen? Immerhin scheint es ja doch schändlicher zu sein, sich durch die Politik zu forschen, als ein paar schlechte Videos zu drehen. Seine Präpotenz steigerte sich aber noch, in dem er Guérot dauernd als Kollegin ansprach. Zum Glück hatte die Dame ein robustes Fell.
Das erinnerte mich an eine Stones-Tour, war es 1982 oder 1992. Damals gastierte die Pop-Band auch in Wien. Im Vorfeld des Wien-Konzerts meldeten sich Dolezal und sein Partner zu Wort und verkündeten, die Gruppe in ihrem Lieblingsrestaurant (den Namen vergessen) zu treffen. Dort saßen die Beiden dann. Alleine. Die Stones lasen keine österreichischen Zeitungen.

 



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