Christoph Walser ist, wenn er will, sogar eines zivilisierten Auftretens fähig Christoph Walser ist, wenn er will, sogar eines zivilisierten Auftretens fähig Screenshot
18 Feb
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Post-Aschermittwoch-Depression

„Wir müssen reden“: Wie lausig und trostlos der Auftakt der Fastenzeit medial verlaufen ist. Und was daran gut ist.

 

„Ich glaube es wird so enden: Irgendwann am Wochenende wird Sebastian Kurz zum Telefonhörer greifen und Günther Platter anrufen. „Günther“, wird er sagen, „mein lieber Günther, ich habe jetzt erst erfahren, dass Euch der Rudi Anschober eingesperrt hat. Um Gottes willen, das muss ja furchtbar sein. Die engen Täler und die Schluchten und die Nordkette, die immer näher heranrückt. Und dann macht Euch auch der Söder noch die Fluchtroute nach Bayern zu, ich bin schockiert. Ich werde umgehend veranlassen, dass die Tiroler befreit werden.“
So beginnt Heute-Chefredakteur Christian Nusser seine heutige „Kopfnuss“, die den recht zutreffenden Untertitel „Ein Aschermittwoch, über den wir reden müssen“ trägt.
Bitte sehr, geschieht hiermit. Und um bei Tirol zu bleiben und dem einzigen Erfreulichen, das der gestrige Tag medial zu bieten hatte: In der Debatte mit Journalistin Anneliese Rohrer, dem deutschen Botschafter Ralf Beste, dem Umweltmedizinier Hans-Peter Hutter und dem Mathematiker Norbert Mauser zeigte der Tiroler Wirtschaftskammer-Chef Christoph Walser bei Thomas Mohr in „Pro & Contra" auf Puls 4, dass er, wenn er will, ein zivilisierter, Argumenten zugänglicher, in Ansätzen sogar verständiger Mann sein kann.
Aber eigentlich ist der Aschermittwoch im linearen Fernsehen der Tag der Buße - etwa dafür, dass man sich am Vortag beim Villacher Fasching angekotzt hat: Nahtod-Erfahrungen in ORF 1, „Bergdoktor“ in ORF 2 im öffentlich-rechtlichen Hauptabend.
Die wahren medialen Aufreger spielen sich am Aschermittwoch ja seit Jahren im Internet ab. Wer den entsprechenden Saumagen hat, findet stets viele Leitungen in die Jahn-Halle in Ried, wo die FPÖ Jahr für Jahr ihre Aschermittwoch-Veranstaltungen abhält. Aber was war das heuer für ein Reinfall: Statt bierkrüglschwingender Demagogen vor grölenden dauerapplaudierenden Fans zwei Männer und eine Frau verloren in einem riesigen düster-blauen Raum mit dem Charme einer Leichenhalle. Da nützte es auch nicht, dass Publikums-Bilder aus früheren Jahren eingeblendet wurden. FPÖ-Obmann Norbert Hofer und OÖ-Chef Manfred Haimbucher tauschten sich in der Moderation einer Dame, deren Namen man wahrscheinlich durch regelmäßiges FPÖ-TV-Schauen eruieren könnte, aus. Frage an Sie: Wie auf- und anregend ist ein Gespräch, bei dem alle einer Meinung sind? Eben. Was aber auffiel: Ohne den aufgeheizten Rahmen wirkten die populistischen blauen Attacken, die sich an diesem Aschermittwoch mehr noch als gegen Kanzler Sebastian Kurz gegen Gesundheitsminister Rudi Anschober richteten, eigentümlich zahnlos und formelhaft. Irgendwie fast lächerlich. Ein Weg in die richtige Richtung, könnte man sagen.

 



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