Netflix: Nach dem Hoch das Tief Pixabay
21 Okt
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Netflix: Nach dem Hoch das Tief

Voraussagen lässt sich in diesem Jahr nichts. Das muss nun auch der Streaming-Pionier erfahren. Hat man im ersten Quartal einen wahren Boom an Neuabos verzeichnet, so sieht das im dritten Quartal nicht gerade gegenteilig, aber dürftig aus.

2,2 Millionen kamen da hinzu. Deutlich weniger, als erwartet. Und zwar nicht nur vom Konzern, sondern auch von den Analysten. Im ersten Quartal waren es immerhin 15,8 Millionen Neuzugänge und im Zweiten immer noch 10,1 Millionen.
Mit der kleinen Delle, die die Aktie nach Verkündung der Zahlen hinlegte, wird man aber leben können- Immerhin legte sie im Jahresverlauf um 62 Prozent zu.
Und die anderen Zahlen sehen nicht so schlecht aus. Der Gewinn wurde um 19 Prozent auf 790 Mio. Dollar gesteigert. Für die Börse zu wenig, für den Konzern aber eine Zahl, auf der man aufbauen kann. Der Umsatz lag mit einer Steigerung von 23 Prozent auf 6,4 Mrd. Dollar sogar über den Erwartungen.

Die eigentliche Frage lautet, wie es nun weitergeht. Die Produktionen, lässt Netflix wissen, laufen wieder. Für Nachschub für das kommende Jahr sei gesorgt. In diesem Jahr machten die Produktionsaussetzer schon Probleme, gerade im dritten Quartal. Dennoch konnte man den einen oder anderen Blockbuster auf die Seite hieven. Kommt es allerdings coronabedingt zu größeren Unterbrechungen, könnte sich wieder ein Rückstau ergeben.
Vor diesem Problem steht auch die Konkurrenz. Die kann jedoch auf einen großen Backkatalog zurückgreifen. Und will das Streamingportal zudem stärker in den Vordergrund rücken. Das betrifft nicht nur Disney, das sich als größter Konkurrent für den Platzhirsch erweisen könnte. Sondern auch HBO Max von WarnerMedia sowie Peacock von Comcast.
Zwar sind die Starts zum Teil etwas holprig verlaufen, doch wurde schon nachgebessert. WarnerMedia etwa hat sich als Erster eine Neuaufstellung verpasst und seinen Streamingdienst in die TV und Film-Unit verpackt. Disney ist später gefolgt. HBO Max verfolgt jedoch eine viel gemächlichere Expansionsstrategie. Zuerst geht es nach Lateinamerika. Und von dort langsam weiter in Märkte, in denen HBO bereits linear präsent ist. In Deutschland und Österreich wird es also noch einige Jahre dauern. Denn hier besteht ein Content-Vertrag mit Sky. Der noch gut fünf Jahre läuft. Und dann wird man wohl erst entscheiden, was lukrativer ist.

Wann Peacock außerhalb der USA (legal) zu empfangen ist, steht noch nicht fest, aber dass der NBCUniversal-Streamingdienst expandieren will, schon. Dort gibt es auch nicht nur eine Film- und Serienbibliothek. Neben Late Night-Shows kann man über Peacock auch Live-Sport verfolgen. Die beiden Newcomer haben sich in den USA bereits mit einem Marktanteil von sieben beziehungsweise acht Prozent durchgesetzt.
Für Netflix heißt dies: Die Konkurrenz wird stärker, besonders am wichtigen US-Markt. Und: Der Streamer muss noch mehr auf Originalinhalte setzen, was die Produktionskosten erhöht. Für das laufende Quartal jedenfalls rechnet man mit einem Abo-Zugewinn von sechs Millionen. Das ist jedoch auch schon weniger, als die Analysten erhofften.