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Mit dem Sommer ist das Geplaudere vorbei ORF/Hans Leitner
02 Sep
geschrieben von 

Mit dem Sommer ist das Geplaudere vorbei

Manche weinen dem Format eine Träne nach, manche atmen auf, dass es vorbei ist. Immerhin: Das Interesse war in diesem Coronajahr groß.

Die viertbesten Sommergespräche bilanzierte der ORF. Das Gerede von Bundeskanzler Sebastian Kurz verfolgten sogar 898.000 Menschen, was einem Marktanteil von 29 Prozent entspricht. Der große Zuspruch ist natürlich der Pandemie geschuldet. Dazu war das Sommergespräch auch die Gelegenheit der Opposition, zarte Kritik anzubringen. Vorher kam man ja kaum zu Wort. Wie gut sie das genutzt hat, wird sich im Herbst zeigen.
Die Sommergespräche brachten auch eine neue Moderatorin: Simone Stribl. Die hat im Prinzip ihre Sache nicht schlecht gemacht. Wenn man die Kritiken beobachtet, die von devot bis angriffig reichen, reiht sie sich auch genau in den Reigen der Vorgänger ein. Der Interviewer dieses Formates war schon immer ein beliebtes Ziel der TV-Kolumnisten.
Stribl jedenfalls wusste doch einzubremsen, wenn sich jemand zu lang und breit zu erklären versuchte. Manche Fragen waren vielleicht zu weich, manche Themen, wie etwa die Schredder-Affäre, ließ man dem Befragten zu leicht durchgehen. Mögen die Gerichte vorläufig auch die Sache nicht weiterverfolgen, ist der Vorgang selbst jedenfalls höchst ungewöhnlich. Und bis jetzt die Notwendigkeit nicht erklärt. Ebenso wenig, wie die Herausforderungen, die uns der Kanzler für den Herbst ankündigte.
Doch das Format ist kein Zeit im Bild-Interview. Da geht es auch um den persönlichen Umgang mit Politik, es geht darum, dem Befragten Zeit einzuräumen. Letztendlich darum, dem Publikum den Politiker näher zu bringen. Kritiken an der Moderatorin eher Geschmacksache. Denn daneben gehaut hat sie nicht. Also ja, Stribl hat es ganz gut gemacht, kann gerne nächsten Sommer wieder ran.