Verwischt im Nebel der Nostalgie: Niki Lauda erklärt den Deutschen die Formel 1 Verwischt im Nebel der Nostalgie: Niki Lauda erklärt den Deutschen die Formel 1 Screenshot
21 Jun
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RTL schwenkt rote Fahne für F1

Ausstieg nach 30 Jahren. Zukunft im ORF ungewiss - Servus TV soll laut Standard interessiert sein.


1991 begann der Privatsender RTL, die Formel 1 zu übertragen. Im selben Jahr debütierte ein gewisser Michael Schumacher in der sogenannten Königsklasse des Motorsports. Gemeinsam schaffte man die nächsten Jahr(zehnt)e Quoten von über 10 Millionen.
Gleichzeitig hat der Sender mit seiner umfangreichen Vor- und Nachberichterstattung mit einem rasenden Reporter Kai Ebel in Rennfahrer-Kluft Maßstäbe gesetzt. Sogar Humor - der im ORF bei Heinz Prüller eher unfreiwillig war - durfte da vorkommen. So war etwa eine Zeitlang die Mini-Serie „Neues von Esteban Tuero“ fixer Bestandteil der Übertragungen: Ihre Protagonist war der gleichnamige argentinische Rennfahrer, der sich mit der schlimmsten Gurke im ganzen Feld (Minardi) abzuquälen hatte und in gebrochenem Deutsch von seinen „Fortschritten“ auf und abseits der Rennstrecke berichtete. Natürlich - mit Prüllers „eckigen Kurven“ und Fahrern, die sich selbst überholen, konnte der eher sachliche Kommentar von Heiko Waßer und EX-F1-Racer Christian Danner nicht mithalten. Ein Highlight wiederum waren danach die Analysen mit Florian König und Niki Lauda - nicht zuletzt wegen des Sprachen-Clashs durch den für Rheinländer unverständlichen Wiener Slang („Patschen“).
In den letzten Jahren der stocköden Mercedes-Dominanz mit sporadischen Almosen für Ferrari und Red Bulls Max Verstappen verfiel das Publikumsinteresse und die Quoten sanken auf meist weniger als 5 Millionen Seher. Just jetzt, bevor man ins 30. Jahr geht, schwenkt RTL die Rote Fahne zum Abbruch, geht das mörderische Wettbieten um die TV-Rechte nicht mehr mit und steigt mit Saison-Ende aus.

Ob der ORF - wo die Rechte ebenfalls mit Saisonende auslaufen - noch einmal mitzieht, ist offen. In mehreren Gesprächen über Jahre hinweg hat Sportchef Hans Peter Trost jedenfalls eher eine Pro-F1-Haltung erkennen lassen. Der Standard bringt auf seinem Medienportal Etat als Möglichkeit ins Spiel, dass der ORF sich mit Servus TV auf ein Packl hauen könnte. Diese Variante würde immerhin insofern Sinn machen, als Servus TV-Inhaber Didi Mateschitz mit seinem Konzern Red Bull zwei Rennställe in der Formel 1 laufen hat, den Red Bull Ring in Spielberg betreibt und mit seinem Einstieg in die Champions und Euro League großes Interesse an Sportveranstaltungen bekundet hat.