ORF-General Alexander Wrabetz identifiziert die Baustellen im ORF-Budget ORF-General Alexander Wrabetz identifiziert die Baustellen im ORF-Budget ORF/Thomas Ramstorfer
19 Jun
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ORF: Auf der Suche nach den Millionen

Die Coronakrise ist auch am ORF nicht spurlos vorübergegangen. Werbeeinbrüche und Gebührenbefreiungen belasten die Finanzen, so General Alexander Wrabetz.

75 Millionen Euro müssten also eingespart werden. Die Kosten für die Sportübertragungen, die heuer ausfielen, werden nächstes Jahr fällig und bringen daher für das Budget nichts. Langsam entwickeln sich aber von Seiten des ORF und des Stiftungsrats Ideen, wo angesetzt werden könnte, berichtet Der Standard.
Der größte Einsparungsbedarf wurde bei ORF 1 diagnostiziert. Rund 20 Mio. Euro müssen hier gesucht werden gegenüber zwei Millionen bei ORF 2. Eine Idee hat Wrabetz bereits lanciert: Die ZiB bleibt durchgeschaltet. Back to the 80s, sozusagen. Die zweite Idee ist laut Standard vorerst noch ein Gerücht, hat aber einiges für sich: Gute Nacht, Österreich könnte endgültig das Licht abgedreht werden. Die Sendung von Peter Klien, eine Mischung aus Late Night und Anstalt, kann die Zuschauererwartungen wohl nicht ganz erfüllen. Auch nicht nach dem Wechsel auf den neuen Sendeplatz.
Bei diesen zwei Ideen wird es aber wohl nicht bleiben, schließlich hat sich ORF 1 zur endlosen Baustelle entwickelt.
Verstärkt werden sollen dagegen die Bemühungen rund um den ORF-Player. Der soll ja alle Angebote rund um den ORF enthalten. Zusätzlich will man eigens für den Player produzieren können. Und: Die sieben Tage Regel soll fallen. Und – das wird nicht so laut gesagt – mehr Freiheiten im Internet sollen auch hier die Werbeumsätze etwas ankurbeln. Damit das Ganze funktioniert, bedarf es allerdings einer Änderung des ORF-Gesetzes. Von der Regierung scheint es dazu positive Signale zu geben.
Zudem meldete sich ORF-Stiftungsrat Heinz Lederer vom SPÖ-Freundeskreis im Standard zu Wort. Er will in den nächsten Jahren mehr Geld für den ORF. Wenn man sich die AUA-Rettung leisten konnte, sollte das auch für den Öffentlich-Rechtlichen kein Problem sein, so seine Schlussfolgerung. Lederer bietet dafür vier Szenarien an: Eine Erhöhung der ORF-Gebühren; die Abgeltung der Gebührenbefreiungen; eine Haushaltsabgabe; GIS-Gebühren auch für Streaming. Den Unterschied zwischen den letzten beiden Punkten kann man wohl mit der Lupe suchen. Doch die haben sowieso keine großen Chancen. Eine Haushaltsabgabe lehnt die ÖVP ab, Gebühren für Streaming finden in allen Parteien Gegner. Zudem stellt sich auch hier die Frage der Befreiungen.
Eine Erhöhung der Gebühr kommt für den ORF jetzt nicht in Frage. Denn Ende 2021 muss er sowieso seinen Finanzbedarf neu anmelden und eventuelle Gebührenerhöhungen stehen uns dann bereits 2022 ins Haus. Am einfachsten wäre noch die Abgeltung der Gebührenbefreiung, wie es bereits von 2010 bis 2013 der Fall war. Damals wurden vom ORF dafür aber auch Gegenleistungen verlangt.
Völlig offen ist noch die Frage, wie in den Landesdirektionen eingespart werden kann. Dort machen ja weniger die ORF-Landeschefs, sondern vor allem die Landesregierungen Druck, das im Volksmund so genannte „Landeshauptmannfernsehen“ nicht zu gefährden. Ziel wäre, hier rund acht Millionen Euro zu kürzen.