Sky: Streaming ausbauen, Sportfans halten Sky
02 Apr
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Sky: Streaming ausbauen, Sportfans halten

Aus seiner Historie heraus wäre der Abo-Sender in diesen Zeiten gleich zweifach unter Druck. Da sind zum einen die Streamingangebote, die mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum anwachsen.

Zum anderen hat der Coronavirus ein Kernelement von Sky zum Stillstand gebracht: Den Live-Sport.
Beide Phänomene versucht man aktiv anzugehen. Wobei Letzteres tatsächlich unerwartet kam und hoffentlich auch bald wieder geht. Mit welchen Strategien dagegen gehalten werden soll, verrät Michael Radelsberger, Vice President Go-to-Market bei Sky, im Gespräch mit BranchenBlatt.
Immerhin hätten die amerikanischen Streamingriesen das Zeug, den Abo-Sender unter Druck zu bringen. Mit ihren Abo-Gebühren liegen sie weit unter jenem des Platzhirschen. Allerdings: Durch den zunehmenden Wettbewerb löst sich dieses Argument langsam auf. Mit drei bis vier Abos, um sich Sport, Dokus und Lieblingsserien reinzuziehen, könnte man schon wieder zu Sky wechseln.
Bei den Abo-Gebühren kommt Sky den Zusehern daher nicht wirklich entgegen. Aber schon früh hat man den Trend aufgegriffen, auch über Internet ein Angebot zur Verfügung zu stellen. Und kann dabei aus dem Vollen schöpfen. Denn noch verfügt der Sender über zahlreiche Rechte. Plus Fußball-Ligen, wenn sie denn laufen. Unter Sky X hat man nun sein Streamingangebot gebündelt. Mit monatlicher Kündigungsmöglichkeit. „Im Blick auf den Content konnten wir von Anfang an, speziell für die jüngeren Zielgruppen, Highlights präsentieren: von Game of Thrones über zahlreiche Sport-Highlights wie die UEFA Champions League oder Tennis mit Dominic Thiem bis hin zu The Walking Dead“, so Radelsberger. Mit dieser Strategie sieht man sich den Streamingdiensten gegenüber gerüstet.
Michael RadelsbergerDer ergänzende Plan lautet: Partnerschaften. Mit Netflix und DAZN ist man bereits welche eingegangen. Über Sky Q könnten diese zusätzlich bezogen werden. „Die Möglichkeit, Streaming-Dienste Dritter über die Sky-Plattform zu nutzen, wird in Zukunft sukzessive ausgebaut werden“, kündigt Radelsberger zudem an. „Sky verfolgt die Strategie, den Kunden ein umfassendes Angebot und darüber hinaus das Beste aus allen relevanten Bereichen anzubieten“, betont der Vice President. Damit könnte sich der Sender bei einer weiteren Ausbreitung der Streaming-Einzelkämpfer als Hub empfehlen.
Schon schwieriger zu handhaben ist die Sache mit dem Coronavirus. Die Pause im Live-Sport und der Abbruch von diversen Ligen tangiert schließlich auch bezahlte Live-Rechte. Wie man es damit hält und ob man, so wie DAZN, die Zahlungen nun erst einmal stoppt, will Radelsberger nicht sagen. Nur so viel: „Sky ist als Inhaber von Sport-Übertragungsrechten mit allen relevanten Ligen natürlich in regelmäßigem Austausch. Es ist jedoch für alle Beteiligten eine neue und in der Form noch nie dagewesene Situation, auf die wir uns zusammen mit unseren Partnern kontinuierlich neu einstellen.“
Da heißt es erst einmal abwarten und hoffen, dass der Live-Sport möglichst bald wieder aufgenommen werden kann. Und sei es ohne Zuseher. Inzwischen soll aber der Sport weiter einen wichtigen Platz im Senderportfolio einnehmen. Radelsberger skizziert die Live-Alternative so: „Dennoch wird Sky weiterhin aktuelle Informationen rund um den Sport sowie speziell zusammengestellte Programme bieten. Dazu zählen unter anderem der 24-Stunden-Sportnachrichtensender Sky Sport News HD, skysportaustria.at, Spezialformate z.B. mit den besten Sportmomenten, mit legendären Fußballspielen, unvergesslichen Formel-1-Rennen, Saisonrückblicken, Thementagen und vielen weiteren Best-Ofs, aber auch ein deutlich erweitertes On-Demand Angebot auf Sky Q.“ Außerdem will man mit Neuem die Zeit überbrücken. „Einblicke soll Dein Verein bieten, eines der neuen Formate, das, zusätzlich zum österreichischen Original, zukünftig auch die deutschen Bundesliga-Clubs beleuchtet. Diese Sendung wird schon bald auf Sky Sport ins Programm genommen. Im Sinne der Kundenwünsche läuft bereits eine tägliche Abstimmung online, bei der die Zuschauer selber Einfluss auf das Sky Sportprogramm nehmen können.“
Dennoch: Mit Dokumentationen, Best ofs, etc. hat es auch DAZN versucht. Und sieht sich offenbar trotzdem einem Abo-Schwund gegenüber. Bei Sky zieht man daher mehrere Register, die Sportfans zu unterhalten. Und das muss ja nicht unbedingt Sport sein. „Alle Österreicherinnen und Österreicher verbringen die meiste Zeit zu Hause. Aus diesem Grunde bietet Sky seinen Kunden, auch den Sky Sport-Abonnenten, derzeit die ganze Welt der Sky Unterhaltung. Damit wollen wir Allen das Leben etwas unterhaltsamer und leichter machen und für Abwechslung zu sorgen. Konkret haben wir den Sky Q Kunden Sky Cinema und Sky Entertainment inklusive Sky Box Sets für einen Monat freigeschaltet. Diejenigen, die bereits das Sky Cinema und Sky Entertainment Paket gebucht haben, erhalten gratis zwei Filme aus dem Sky Store-Angebot“, skizziert Radelsberger die Corona-Maßnahmen seines Hauses.

Zudem reagiert man flexibel auf die verstärkte Nachfrage der Seher nach Nachrichten und Information: „Der Homescreen der Sky Q Box besitzt ab sofort zwei neue Funktionen: Er ermöglicht Zugang zu den wichtigsten Nachrichtensendern auf Knopfdruck und bietet direkt sichtbar eine Auswahl an Edutainment-Inhalten für die ganze Familie“, erläutert Radelsberger die Strategie, die Kunden auch hier bei der Stange zu halten.