Begonnen hat es wie gehabt mit dem Rückblick. Auf Twitter wurde der Verdacht geäußert, dass der ORF vor dem Opernball jedes Jahr die selbe Doku spiele und nur die gnädige Limitation unseres Erinnerungsvermögens uns davor bewahre, es zu merken.
Bei der Live-Übertragung aus der Oper aber verließ der ORF den Pfad des Bewährten. Traut man dem Society-Spektakel nicht mehr genügend, um es unbearbeitet den Kameras zu überlassen? Jedenfalls wurden die Moderator/innen Mirjam Weixelbraun, Teresa Vogl und Alfons Haider auf eine abstruse Schnitzeljagd geschickt, deren wesentliches Ergebnis darin bestand, dass alle schnauften, weil sie durchs ganze Haus koffern mussten. Dafür sah man kaum was von den Gästen.
Und jetzt mal ehrlich: Für was gibt man sich den Opernball, wenn nicht darum, den Promi-Mob auf dem Red Carpet und auf der Feststiege sich gegenseitig auf die Füsse steigen zu sehen?
Dazu kam, dass sich die beiden Kommentatoren Christian Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe, üblicherweise Aktivposten bei Opernball-Übertragungen, diesmal bisweilen im Ton vergriffen. Der „Scherz“ vom „gesunden Chinesen am Tanzparkett“ wäre vielleicht besser unterblieben.
Nicht unlustig allerdings, wie sich Wagner-Trenkwitz und Hohenlohe bei einem Gast ahnungslos zeigten/stellten:
Was zweifelsohne - auch im ORF - funktionierte, waren die musikalischen Darbietungen von Startenor Piotr Beczala und Sopranistin Aida Garifullina - und nicht zuletzt der scheidenden Opernball-Chefin Maria Großbauer, die im Frack mit ihrem Saxophon Duke Ellingtons „In a Sentimental Mood“ gab.
Charme hatten fraglos auch Stargast Ornella Muti und natürlich Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der auf Facebook Einblicke in seine Vorbereitung auf das Ereignis gewährte.
Nicht nur für Maria Großbauer, sondern auch für Dominique Meyer, der an die Mailänder Scala geht, war es der letzte Opernball. Was sich der neue Opernchef Bogdan Roscic einfallen lassen wird, wird sich weisen. Der ORF aber wird gut beraten sein, bei seiner Übertragung von zwangsoriginellen Regieeinfällen Abstand zu nehmen.