Tobias Pötzelsberger, Simone Stibel, Matthias Westhoff, Patrick Swanson Tobias Pötzelsberger, Simone Stibel, Matthias Westhoff, Patrick Swanson Jaschke
26 Nov
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ORF - The Next Generation

Im Depot wurde vor geballter journalistischer Prominenz der Walther Rode-Preis 2019 an vier ORF-Mitarbeiter verliehen.

Der mit 5.000 Euro dotierte Walther Rode-Preis, benannt nach dem 1876 in Czernowitz geborenen und 1934 in der Schweiz verstorbenen streitbaren Journalisten altösterreichischer Herkunft, ist kein besonders glamourös aufgezogener Preis. Mit Absicht wählt das Medienhaus Wien, das ihn vergibt, für den Festakt Locations, die man im Englischen als eher „casual“ bezeichnen würde: Er hat u.a. im Literaturhaus stattgefunden, im Café Ritter in Ottakring, auf der Summerstage; heuer ging er so wie letztes Jahr im Depot über die Bühne. 

Diesmal allerdings versammelte sich in dem ziemlich schmalen, langgesteckten Veranstaltungsraum in Wien-Neubau Prominenz von einer Dichte, wie man sie im publizistischen Bereich sonst nicht so ohne weiteres vorfindet: Elfriede Hammerl gab sich da die Ehre, Anneliese Rohrer, Alfred J. Noll - der übrigens den Namen des Preises angeregt hat -, Matthias Karmasin, Roland Adrowitzer, Alexander Wrabetz, Armin Wolf, Hans Bürger, Alina Zellhofer. Dass ein gehöriger Teil der honorigen Gäste wichtige Positionen im ORF einnehmen, hat einen prosaischen Grund: Alle vier Preisträger arbeiten hauptberuflich auf dem Küniglberg.

Ibiza und andere Herausforderungen

swansonIbiza veränderte nicht nur die österreichische Politik, sondern auch die Haltung der Österreicher zu ihrem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. Während die öffentliche Akzeptanz des ORF stark stieg (und seine Kritiker aus dem rechten Eck für längere Zeit verstummten), zeigte nun eine neue Journalisten-Generation ihre Fähigkeiten. Alle vier Rode-Preisträger haben sich im Zuge der Berichterstattung über Ibiza ff profiliert. Aber nicht allein dafür wurden Simone Stribl, Tobias Pötzelsberger, Matthias Westhoff und Patrick Swanson ausgezeichnet. Schon gar nicht als „Jungstars“, wie Präsident Andy Kaltenbrunner und Sonja Luef vom Medienhaus Wien in ihrer Laudatio klarstellten. Vielmehr sieht sie das MHW als Role Models für „Journalist/innen, die sich unter schwierigeren Bedingungen in schrumpfenden Redaktionen von gleichzeitig wachsenden Heeren von Parteikommunikatoren, PR-Beratern und Corporate Publishern weder entmutigen noch einschüchtern lassen.“stribl
„Es fühlt sich surreal an“ sagte Swanson, Social Media-Leiter der Zeit im Bild, in seiner Danksagung, und plädierte für einen ORF-Auftritt auf den Sozialen Netzwerken. Westhoff erzählte, wie ZiB-Ipo-Leiter Hans Bürger seinem Team in der Früh sagte: „Dieser 18.5. ist legendär, davon könnt ihr euren Enkeln erzählen!“. Seiner Kollegin Stribl, die mit ihm an jenem Tag vom Ballhausplatz berichtete, sind nachdrücklich jene Schilder in Erinnerung, die sagten: „Ab heute zahl ich GIS-Gebühr.“

westhoffPötzelsberger mit 36 Lebens- und 15 ORF-Jahren der Dienstälteste der Preisträger, hielt das Berufsethos hoch: „Journalisten haben eine Aufgabe, die mehr ist als ein Blatt Papier zu füllen.“ Als letzter der Glorreichen Vier dran, sich artig zu bedanken, beschloss er den formalen und eröffnete den privaten Teil des Abends, indem er Ex-Bürgermeister Michael Häupl zitierte: „Man bringe den Spritzwein!“
pKurz danach erwischte ihn BranchenBlatt, um ihm als Sänger, Gitarristen und Songschreiber der Band The More Or Less exakt die Frage zu stellen, die er bei den Sommergesprächen im ORF Norbert Hofer gestellt hatte: „Beatles oder Stones?“ „Beatles“, sagt Pötzelsberger - wenig überraschend, wenn man seinen durchaus sehr ordentlichen, melodietrunkenen Folk-Pop als Indikator nimmt. „Es ist da ein Mass an Phantasie im Spiel, auf das die Stones nur neidig aufblicken können. Eigentlich sind gar nicht die Stones der Parameter für einen Vergleich, sondern die Beach Boys.“
Obwohl Pötzelsberger in hauptberuflicher journalistischer Mission ein sehr gefragter und daher vielbeschäftigter Mann ist, werden auch The More Or Less die Aktivität wieder aufnehmen und im Herbst 2020 einige Auftritte geben. Sicher vor größerem Publikum als dem Häufchen Insider, das sie bisher erreicht haben. Übrigens hat Tobias Pötzelsberger auch als Musiker schon einen Preis eingefahren: Den Heimo-Erbse-Preis, eine sehr begehrte Auszeichnung für Pop-Musiker aus dem Großraum Salzburg.