Jaschke Jaschke AGTT-Präs. Walter Zinggl, flankiert von Oliver Böhm, Michael Stix und Josef Almer
18 Nov
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Ich bin´s, dein Fernseher

Just in Zeiten des Hypes um Streamingplattformen die Verdienste der guten alten Flimmerkiste hervorzustreichen, war das erklärte Anliegen einer Präsentation der TV-Vermarkter-Allianz Screenforce.

„Ich bin ganz verblüfft, dass sich so viele für so ein Orchideen-Thema einfinden“ eröffnete Walter Zinggl, Präsident der AG Teletest, eine Pressepräsentation der Screenforce, die als Allianz aller wesentlichen TV-Vermarkter im deutschen Sprachraum 95 Prozent des Fernseh-Werbemarkts repräsentiert.
„Das Orchideen-Thema“ war in Wirklichkeit eine Kommunikations-Offensive: Screenforce - vertreten durch Zinggl, ihren deutschen Geschäftsführer Martin Krapf, ProSiebenSat.1 Puls 4-GF Michael Stix, ORF Enterprise-GF Oliver Böhm und Goldbach Austria-GF Josef Almer, wollte im Prinzip nicht mehr und nicht weniger als dem grassierenden Hype um Streaming-Plattformen ihre Werbewirksamkeit und Fakten entgegensetzen.

Da ist zum einen der Kostenfaktor: Da immer mehr Anbieter am Markt mitmischen, kommen sie, so man alle nutzen will, in der Summe auch immer teurer. Und dann sind da Statistiken: Allein von 2017 auf 2018 habe die TV-Nutzung in Österreich um 2.9 Prozent zugenommen, besagt eine hauseigene Studie, die das Nutzungsverhalten in Minuten/Tag gemessen hat. Eine Bewegtbildstudie der AGTT sieht beim TV ein 85prozentiges Übergewicht gegenüber Streamingplattformen, deren verbleibende 15 Prozent der Videokanal YouTube und Netflix dominieren.

Zinggl: „Wer von einem Rückgang des Fernsehen spricht, hat entweder andere Interessen oder sich nicht gut informiert“. Es könnte aber auch sein, dass er/sie mit anderem Maß misst. Denn die AGTT-Studie subsummiert unter TV-Nutzung nicht nur das lineare Sehen, sondern auch aufgenommenes Programm, Livestreams und - der umstrittenste Punkt - On-Demand-TV (Mediatheken etc.) „Ist auch Fernsehen“, kommentiert indes Zinggl allfällige Bedenken lakonisch.

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Dass bei Jüngeren der Anteil der TV-Nutzer sinkt und jener der Nutzer von Streamingplattformen steigt, kann auch der IP-Österreich-GF nicht in Abrede stellen. 61 Prozent TV-Nutzer verzeichnet die Studie der AGTT im Altersbereich 14 bis 29 Jahre - mit besonders hohem Anteil an On-Demand-Nutzern. Die komplimentären 39 Prozent werden - in exponentiell höherem Ausmaß - wieder von YouTube und Netflix dominiert. „Aber auch hier kann man nicht von explosionsartigem Wachstum sprechen“, beruhigte Zinggl.

Bleibt das Imageproblem. „Es ist natürlich cooler, über neue Streamingangebote oder eine neue Filterfunktion bei Instagram zu berichten“, weiß Stix. Daher appellierte Böhm an die Journaille: „Schauen Sie sich unsere Zahlen an. Sie brauchen sie nicht zu übernehmen. Checken Sie sie nach und berichten Sie, was sie herausgefunden haben.“

Damit die Botschaft noch etwas besser ankommt, wird sie verstärkt durch einen Werbespot. „Das hätten wir schon früher machen können“, lässt Zinggl mit leiser Selbstkritik Säumigkeit anklingen.