Expertinnen gesucht Pixabay
12 Nov
geschrieben von 

Expertinnen gesucht

Das Schema ist auf der ganzen Welt das Gleiche. Gilt es, eine Nachrichtenlage zu analysieren, rücken Experten aus. Experten, wohlgemerkt.

Also Männer. Das birgt gewisse Probleme. Erstens suggeriert es, dass Männer mehr Autorität in diesen Fachbereichen haben. Dieses Faktum hält etwa Shani Orgad, Professorin für Medien und Kommunikation an der London School of Economics, gegenüber Deutschlandfunk fest.
Es führt außerdem dazu, dass die weiblichen Rezipienten nicht mehr zuhören. Oder nicht mehr lesen, was die ewig gleichen männlichen Experten von sich geben. Das bemerken Medienhäuser durch die Analyse ihrer Rezipienten. Auch die BBC. Die hat vor einer Weile das Programm 50:50 in Leben gerufen.
Im Zuge dieser Initiative müssen die Mitarbeiter auf einen ausgewogenen Geschlechteranteil in den Bereichen achten, die sie beeinflussen können. Also etwa bei Interviews oder Expertenanalysen. Erfolg bisher: Ein Fünftel der Zuschauerinnen fiel die neue Strategie auf. Und: Weibliche Zuseher interessieren sich wieder mehr für das entsprechende Programm.
Daher greifen nun auch andere diese Strategie auf. Zum Beispiel die Financial Times. Mit Kernthemen, die sowieso als Männerdomäne angesehen werden, liegt der Anteil von Abonnentinnen nur bei einem Viertel. Und das, wo der Frauenanteil in der Bevölkerung rund 50 Prozent ausmacht. Und das, wo Printzeitungen sowieso unter Leserschwund leiden. Ja, auch bei diesem Thema geht es letztendlich um Geld. Zumindest für die privaten Medien. Daher starten einige von ihnen den Versuch, das Geschlechterverhältnis auch in ihrem Medium abzubilden.
Die Initiative selbst gibt es aber nicht nur in England. Nein, auch zum Beispiel in Österreich. Hierzulande nutzte etwa das Frauennetzwerk Medien den Wahlkampf, um darauf hinzuweisen, dass es auch genug Expertinnen für Analysen gäbe. Bis jetzt verhallte der Vorstoß noch ziemlich ungehört. Aber wer weiß, vielleicht setzen sich die Erkenntnisse der BBC auch einmal in Österreich durch. Hier jedenfalls noch einmal die Liste der vom Frauennetzwerk Medien gesammelten Expertinnen.