Radiotest: Dreh mal ab Pixabay
29 Jul
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Radiotest: Dreh mal ab

Eigentlich gilt es von den klassischen Medien als das Stabilste in der Krise. Die Werbung funzt, es wird weiter gehört. So weit, so richtig.

Aber auch das Radio blieb während der Krise offensichtlich in manchen Haushalten des längeren ungenutzt. Im kumulierten Jahr 2. Halbjahr 2020/1. Halbjahr 2021 hielt die Hörerschaft ihre Ohren weniger intensiv den Radiogeräten entgegen, so der aktuelle Radiotest. Die Nutzungszeit sank um acht Minuten auf 192 Minuten (10+, MO-SO). Ein Phänomen, das über alle Bundesländer mehr oder weniger ausschlägt – ausgenommen Wien. Hier blieb, je nach Zielgruppe, die Nutzung in etwa gleich oder stieg sogar.
Unter anderem der ORF litt darunter und minimierte seinen Marktanteil um einen Prozentpunkt auf 74 Prozent. Während Ö1 einen Prozentpunkt zulegen konnte, mussten die Regionalradios und Ö3 jeweils einen Prozentpunkt abgeben.
Die RMS-Kombi bleibt stabil bei 24 Prozent. Unter den nationalen Privaten bleibt kronehit bei sechs Prozent und unangefochten. Der Fellner-Sender Radio Austria muss einen Prozentpunkt abgeben und weist nun einen Prozent Marktanteil aus.
In Wien stieg dagegen die Nutzungsdauer um drei Minuten auf 150 Minuten an. Hier bleibt auch der ORF stabil bei 69 Prozent, während RMS Top statt 27 Prozent nunmehr 25 Prozent ausweist. Unter den ORF Programmen konnten sich Ö1 auf 15 Prozent, die Regionalradios auf 28 Prozent und FM 4 auf 4 Prozent steigern. Ö3 musste allerdings drei Punkte abgeben und liegt nun bei 23 Prozent.
Bei den RMS Radios waren es neben Radio Austria kronehit, das von 9 auf 7 Prozent nachgab, Radio Arabella (von 6 auf 5) und Radio Energy (von 4 auf 3), die mit Marktanteilsverlusten zu kämpfen hatten. Zulegen konnten dafür 88,6 (von 6 auf 7 Prozent), jö.live (von 0 auf 1 Prozent) und 98,3 Superfly (von 1 auf 2 Prozent).
Unter den 14 bis 49jährigen (MO-SO) dürfte sich die Sache etwas dynamischer entwickeln. Zwar folgt man in der Nutzungsdauer dem Gesamttrend. Sie ging von 177 auf 169 Minuten zurück. Während sie in Wien um eine Minute auf 117 Minuten stieg. Die Ausschläge sind allerdings heftiger. Österreichweit ging der Marktanteil des ORF in dieser Zielgruppe von 65 Prozent auf 62 Prozent zurück. Jener von RMS Top erhöhte sich von 34 auf 35 Prozent.
Bei den ORF-Sendern konnte einzig Ö1 von 3 auf 4 Prozent zulegen. Ebenfalls 4 Prozent weist FM 4 aus und bleibt damit stabil. Die Regionalradios gingen von 17 auf 16 Prozent zurück, Ö3 verlor zwei Prozentpunkte und kommt bei 40 Prozent Marktanteil zu liegen.
Unter den Privaten bleibt kronehit mit 11 Prozent voran. Zulegen konnten 88,6 von 4 auf 5 Prozent, Radio Arabella von 1 auf 2 Prozent, ebenso wie Antenne Vorarlberg. In die umgekehrte Richtung ging es bei Radio Austria und Radio Energy. Life Radio OÖ gab von 3 auf 2 Prozent nach.
In Wien wird das Rennen in dieser Zielgruppe langsam knapper. Der ORF kommt hier noch auf 54 Prozent Marktanteil, während RMS Top stabil auf 38 Prozent bleibt. Hier war es Ö3, das dem Öffentlich-Rechtlichen die Verluste eingebracht hat. Der Sender weist nach 31 Prozent im Vorjahr nun noch 27 Prozent Marktanteil in der jungen Zielgruppe, MO-SO, aus.
Unter den Privaten hat es vor allem kronehit erwischt. Der Sender kommt nach 16 Prozent nunmehr auf 13 Prozent. Radio Energy gab von 8 auf 6 Prozent nach. Dafür steigerte sich 88,6 von 9 auf 12 Prozent.

DAB+
Unter den DAB+-Sendern ist es in dieser Zielgruppe bis jetzt in Wien erst jö.live, dem Sender der REWE-Gruppe, gelungen, einen zählbaren Marktanteil von einem Prozent einzufahren. Hier hat der Verkaufssender wohl aufgrund der Geschäftsdichte einen Startvorteil. Dass man aber auch echte Musik digital hört, zeigen die Bundesländer Steiermark, Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg. Hier kommt die Rock Antenne auf einen Prozent Marktanteil, in Salzburg sogar auf zwei Prozent.

Der Osten
In Niederösterreich (10+, MO-SO) bleibt man offensichtlich der Anstalt treu. Der ORF schafft nunmehr 80 Prozent Marktanteil, RMS Top bleiben da 18 Prozent. Vor allen Dingen Radio Arabella hat in der Gesamtzielgruppe zu kämpfen. Dessen Marktanteil ging von 4 auf 2 Prozent zurück.
In der jungen Zielgruppe (14-49, MO-SO) folgt man dem Trend. Der ORF kommt in dieser Zielgruppe nunmehr auf 70 Prozent. Zulegen konnten dabei jeweils Ö1, die Regionalradios und Ö3, das nunmehr wieder 50 Prozent hält. Der Marktanteil von RMS Top in dieser Zielgruppe fällt auf 28 Prozent. Auch hier muss Radio Arabella von 3 auf 1 Prozent nachgeben. Erwischt hat es aber auch kronehit, das einen Prozentpunkt einbüßt und nunmehr 13 Prozent ausweist, sowie Radio Energy und Superfly, die ebenfalls je einen Prozentpunkt einbüßten. Zugelegt hat dagegen 88,6, das nunmehr statt 11 Prozent 12 Prozent ausweist.
Die Opposition dazu sitzt im Burgenland. Dort kommt RMS Top ebenfalls auf 18 Prozent (10+, MO-SO). Vor einem Jahr waren es aber noch 15 Prozent. Dementsprechend gab der ORF von 86 auf 81 Prozent nach. Hier waren es vor allem die Regionalradios, die statt 45 Prozent nunmehr 43 Prozent ausweisen, sowie Ö3, das von 36 auf 34 Prozent nachgab, die zum Schwund führten. Bei den Privaten konnten kronehit von 6 auf 8 Prozent und 88,6 von 5 auf 7 Prozent zulegen.
Bei den Jungen (14-49, MO-SO) wird die Verschiebung hin zu Privatradio noch deutlicher. RMS Top kann sich hier im Jahresvergleich von 25 auf 30 Prozent steigern, während der ORF statt 77 Prozent nunmehr 70 Prozent Marktanteil ausweist. Und hier war es tatsächlich Ö3, das mit einem Minus von 6 Prozentpunkten auf 47 Prozent einen wesentlichen Anteil daran hatte. Bei den Privatradios sind es wieder kronehit (von 11 auf 13) und 88,6 (von 11 auf 13) die zum Plus beitragen. Aber auch die Antenne Steiermark gewann mehr junge Fans im östlichsten Bundesland und steigert seinen Marktanteil von 2 auf 4 Prozent. Einen 0er bei den Marktanteilen muss dagegen Radio Austria anschreiben.

Der Süden – Antenne-Land
Der Süden. Geprägt von zwei Machtblöcken: Dem ORF und der Styria. In der Steiermark ging das Match diesmal an die Styria. In der Gesamtzielgruppe (10+, MO-SO) verlor der ORF sechs Prozentpunkte und kommt nun auf einen Marktanteil von 70 Prozent. RMS Top steigert sich von 25 auf 29 Prozent. Das verdankt man in erster Linie der Antenne Steiermark, die von 15 auf 17 Prozent zulegte. Radio Grün-Weiß erhöhte seinen Marktanteil von 2 auf 3 Prozent. In Kärnten dagegen läuft der ORF als Erster ein. Der Marktanteil wird von 77 auf 80 Prozent erhöht. Interessanterweise ist es hier Ö1, das mit einem Sprung von drei Prozentpunkte auf acht Prozent auffällt. RMS Top verliert 4 Prozentpunkte und kommt auf 20 Prozent. Und an wem könnte das liegen? An Antenne Kärnten zum Beispiel, das statt 20 Prozent nur mehr 14 Prozent ausweist.
In der Steiermark kommt der ORF bei den Jungen (14-49 Jahre, MO-SO) gerade noch auf 55 Prozent Marktanteil. Ein Verlust von 12 Prozentpunkten, in erster Linie zu Lasten von Ö3. Demgemäß kann sich RMS Top um 8 Prozentpunkte steigern und kommt auf 44 Prozent. Davon profitiert etwa kronehit, das nach 9 Prozent nunmehr 11 Prozent ausweist. Oder 88,6, das sich von 1 Prozent auf 2 Prozent steigert. Privater Marktführer bleibt aber Antenne Steiermark mit nunmehr 23 Prozent (+1).
In Kärnten dagegen musste die entsprechende Antenne auch in dieser Zielgruppe Verluste hinnehmen. Womit der Marktanteil statt 31 Prozent nunmehr 25 Prozent ausmacht. Deutlich zulegen konnte dort dagegen kronehit, und zwar von 5 auf 11 Prozent. Insgesamt hält sich der Marktanteilsverlust in dieser Zielgruppe daher mit zwei Prozentpunkten auf 36 Prozent für RMS Top in Grenzen. Der ORF bleibt dagegen ziemlich stabil bei 65 Prozent.

OÖ, Salzburg – Stabiler Norden
Keine großen Einschnitte verzeichnet Oberösterreich. Der ORF erreicht mit seinen Radios in der Gesamtzielgruppe (10+, MO-SO), einen Marktanteil von fast zwei Drittel, genauer: 74 Prozent. Zu bemerken ist innerhalb der Anstalt lediglich ein Shift von den Regionalradios (von 34 auf 30 Prozent) hin zu Ö3 (von 32 auf 35 Prozent). Auch RMS Top spürt kaum Änderungen, hier weist man 23 Prozent nach 24 Prozent im Vorjahr aus. Zu den Gewinnern zählt hier kronehit, das sich von 6 auf 7 Prozent steigern konnte. Stärkstes Privatradio im Lande bleibt Life Radio, auch wenn man einen Rückgang von 11 auf 9 Prozent Marktanteil hinnehmen musste.
In Salzburg spürt man beim ORF einen kleinen Rückgang, aber noch bleibt man bei 80 Prozent (minus drei Prozentpunkte). Bei den Privatradios fällt vor allen Dingen Radio Austria vulgo Antenne Salzburg mit einem Rückgang von 9 auf 4 Prozent Marktanteil auf.
In der jungen Zielgruppe (14-49, MO-SO) ergibt sich ein ähnliches Bild: Der ORF kommt hier in Oberösterreich noch auf 65 Prozent Marktanteil, RMS Top auf 31 Prozent. Auch hier kann sich Ö3 steigern, und zwar auf 47 Prozent.
Mehr Verschiebungen gibt es in Salzburg, wo der ORF von 79 Prozent auf 73 Prozent in der jungen Zielgruppe nachgibt. Obwohl sich Ö3 deutlich von 47 auf 56 Prozent Marktanteil steigern kann. Die RMS Top bleibt stabil bei 22 Prozent. Deutlichste Änderung: kronehit ist jetzt mit 7 Prozent (zuvor 5 Prozent) numerisch stärkstes Privatradio in dieser Zielgruppe im Bundesland nach dem aktuellen Radiotest. Radio Austria kommt nach 10 Prozent im Vorjahr nunmehr auf 5 Prozent.

Der Westen – Garant für Stabilität
In Tirol bleibt der ORF in der Gesamtzielgruppe (10+, MO-SO) stabil bei 64 Prozent. In Vorarlberg fast. Hier verzeichnet er einen gewissen Aufwärtstrend und kommt auf 66 Prozent. Während in Tirol Ö1 um zwei Prozentpunkte zulegt und Ö3 um zwei Prozentpunkte auf 27 Prozent nachgibt, tut sich Vorarlberg mit keinen großen Änderungen hervor.
Während dafür in Tirol RMS Top um einen Prozentpunkt auf 32 Prozent nachgibt, kann man sich in Vorarlberg um denselben Bereich auf 29 Prozent steigern. In Tirol sinkt der Marktanteil von Life Radio von 10 auf 8 Prozent. Stärkstes Privatradio bleibt U1 mit nunmehr 11 Prozent. In Vorarlberg dominiert Antenne Vorarlberg mit stabilen 22 Prozent.
Etwas deutlicher ändert sich der Radiomarkt in der jungen Zielgruppe (14-49, MO-SO). Wenn auch nicht bezüglich ORF. Der kommt in Tirol auf 57 Prozent nach 58 Prozent im Vorjahr. In Vorarlberg auf stabile 55 Prozent. Auffallend jedoch: Ö3 gibt in dieser Zielgruppe in Tirol von 39 auf 34 Prozent nach. Davon kann jedoch RMS Top nicht profitieren, da der Marktanteil dort selbst von 39 auf 37 Prozent sinkt. Ö1 jedoch legt deutlich von 2 auf 5 Prozent zu. In Vorarlberg dagegen gelingt sowohl Ö3 eine Steigerung von 33 auf 35 Prozent als auch RMS Top von 39 auf 44 Prozent. Dort schafft es die Antenne Vorarlberg, auch unter den Jüngeren zu fischen. Und ihren Marktanteil von 29 auf 34 Prozent zu steigern.

 



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