Euphorische Stellungnahmen bei Erhebungen wie dem Radiotest gehören - in dem Fall im Doppelsinn - zum guten Ton. Die womöglich langen Gesichter der Verfasser sieht man ja nicht. Und irgendein Segment zum Herauspicken - größte Akzeptanz bei der Berufsgruppe der Scherenschleifer oder was auch immer - findet sich auf jeden Fall. Dazu sind diese Marktanalysen auch dezidiert da: Damit sich jeder irgendein für ihn günstiges Detail herausgreifen und damit bei der Werbewirtschaft hausieren gehen kann. Nicht anders ist es folglich bei Radiotest: Mögen die grosso modo rückläufigen Zahlen auch indizieren, dass es für viele Markteilnehmer 2020 nicht so toll gelaufen sein kann, so werden doch eifrig Jubelmeldungen versandt.
Radio Vorarlberg (-0,1% ggüber 2019) betont: „Der Radiotest für das Jahr 2020 macht das Regionalradio des ORF wiederholt zum reichweiten- und marktanteilsstärksten Sender in Vorarlberg“. Dazu wird in einer Aussendung die Performance des TV-Magazins „Vorarlberg heute“ abgefeiert und der Online-Plattform vorarlberg.orf.at das „stärkste jahr seit Bestehen attestiert“.
Für Radio Wien, das österreichweit bei der Gesamtgruppe 10+ etwas und „zuhause“ in der Hauptstadt bei der „werberelevanten Zielgruppe“ (14-49J) sogar ordentlich (3%) zulegen konnte, konstatiert Intendantin Brigitte Wolf relativ nüchtern: „In Krisenzeiten zeigt sich, wie wichtig ein verlässlicher Partner ist.“
Für den Privatsender-Vermarkter RMS, der im Radiotest nicht dramatische, aber doch merkbare Einbußen zu verzeichnen hat, verlautbart Geschäftsführer Joachim Feher: „Die aktuellen RMS-Werte im Radiotest beweisen, RMS ist auch 2021 unverzichtbar. Ob man weiter am Gas bleibt, das Gaspedal noch stärker durchdrückt, neu startet oder neu durchstartet: um die Kauflust der ÖsterreicherInnen zu stimulieren, die Wirtschaft zu unterstützen und zu stärken, bringt die Marktkraft der RMS den nötigen Schub. Über 2 Mio. NutzerInnen wollen täglich zum Kauf aktiviert werden und in Kombination mit unserer partnerschaftlichen Haltung können alle Auftraggeber sicher sein, dass ihr Werbeinvestment optimal und effizient platziert wird.“
Die Styria-Radios sehen ihre „Antennen“ als „Tagesbegleiter Nr. 1“ in ihren Bundesländern Steiermark und Kärnten. Als solche setzen sie, in den Worten von Geschäftsführer Gottfried Bichler, auf die gewohnte Dosis ,Antennetainment’“. Mit einem weiteren gewagten Sprachbild bedankt sich Bichler in Anspielung auf das Senderlogo bei seinem Team: „Die Mitarbeiter sind das gelbe Herz von Antenne Steiermark und Antenne Kärnten, die personifizierten Tagesbegleiter der Menschen.“
