Bildschirmfoto aus der New York Times: Der Impfstoff wird in einem Spital in Fargo, SD, angeliefert Bildschirmfoto aus der New York Times: Der Impfstoff wird in einem Spital in Fargo, SD, angeliefert Screenshot
17 Dez
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Schwaden von Trockeneis

Während in Österreich riesige Aversionen gegen die Corona-Impfung grassieren, konnte es den Covid-verheerten Amerikanern nicht schnell genug gehen, um sie per Notfallverordnung zuzulassen. Die New York Times war dabei, als der sagenumworbene und augenscheinlich äußerst heikle Stoff in einem Spital in Fargo ankam und schildert das Mysterium in einem Podcast. UPDATE: Allergische Fälle.

 

„Wir werden Covid besiegen. Von diesem Tag an.“ Sagt ein nicht näher bezeichneter Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika. An diesem besonderen Tag, Montag 14. Dezember 2020, haben die USA die Schallgrenze von 300.000 Corona-Toten überschritten.
An diesem Tag sind dort aber auch die ersten Impfungen gegen das Virus in den Krankenhäusern eingetroffen und gespritzt worden. Als allerersten den Pflegekräften. Die New York Times hat den hoffentlich tatsächlich geschichtsträchtigen Moment mit O-Tönen von zwei Schauplätzen - Fargo, North Dakota und New Orleans, Louisiana - in einem Podcast festgehalten festgehalten. Beide Städte gehören zu den am ärgsten von der Pandemie heimgesuchten Plätzen der USA.

In einer großen weißen Box des Pharmakonzerns Pfizer kam der Impfstoff in einem Spital in Fargo an. Er musste dort sofort in einem Spezialkühlgeschrank gelagert werden, denn er muss auf superniedrigen Temperaturen gehalten werden, um maximale Effektivität zu erzielen.
Um den Stoff auszupacken, musste, no na, die Box geöffnet werden. Das geht aber nicht einfach so, dass man irgendwo einen Verschluss öffnet. Vielmehr gibt es da einen digitalen Sensor, der entweder grünes oder rotes Licht aussendet. Bei Rot liegt ein Problem mit der Temperatur vor.
Die Leute in Fargo hatten Glück und bekamen Grün. Nun musste der Eispacken entfernt werden, der den Impfstoff bedeckte. Das habe, schildert der Podcast, eine filmreife Szene mit riesigen Trockeneis-Nebelschwaden abgegeben. Einmal ausgepackt, musste der Stoff rasch wieder in den Tiefkühler. Länger als 5 Minuten darf dieser ganze Prozess wegen der Gefahr zu großer Erwärmung nicht Schließlich wurde das Vakzin dem Personal ausgehändigt, das es wiederum in einer behelfsmäßig eingerichteten Impfstation den Endabnehmern befragte NYT-Podcaster die Spitalsapothekerin, die als erste in der Stadt den Corona-Impfstoff gespritzt hatte, befragt. „Das ist der erste proaktive Schritt, der im Kampf gegen das Virus unternommen werden kann“, sagte sie euphorisch, um alsgleich zu relativeren: „Falls Leute glauben, der Impfstoff werde mit einem Schlag alles lösen - das ist nur ein erster Schritt im großen Ganzen. Wir müssen weiter Masken tragen und Social Distancing praktizieren. Es wird noch definitiv eine Weile dauern. Aber das ist, nach neun langen Monaten, ein Schritt in die richtige Richtung.“

UPDATE: Wie ebenfalls die NYT berichtet, ist es in Alaska zu zwei allergischen Reaktionen auf den Biontech-Pfizer-Impfstoff gekommen. Auch in Großbritaanien hatten zwei Menschen allergisch auf die Impfung reagiert - sie haben sich mittlerweile erholt. Die dortige Arzneimittelaufsicht warnt Menschen mit Anaphylaxie (= Überreaktionen des Immunssystems) gegen die Vakzine vor der Impfung.