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Die Surrealisten als Thema des Ö1-Buchs des Monats Mai ORF
04 Mai
geschrieben von 

Die Surrealisten als Thema des Ö1-Buchs des Monats Mai

Verhaltensforscher Desmond Morris, früher selbst Maler, knöpft sich surrealistische Künstler vor - und zwar ziemlich respektlos.

Gemeinhin bekannt ist der 92jährige Brite Desmond Morris vor allem als Zoologe und Verhaltensforscher, der in Bestsellern wie „Der nackte Affe“ die Körpersprache von Mensch und Tier dechiffriert. Weniger bekannt ist, dass er vor dieser Karriere ein durchaus erfolgreicher Maler war, mit Francis Bacon befreundet war und mit Joan Miro ausgestellt hat. Diese Vergangenheit ruft Morris in seinem neuen Buch auf: Es heißt „Das Leben der Surrealisten“, ist im Unionsverlag erschienen und beschreibt 32 Maler, die dem Surrealismus zugerechnet werden.

Obwohl die surrealistische Bewegung in den 1920er Jahren von einem Schriftsteller - André Breton - gegründet wurde und auch im Film (z.B. früher Buñuel) beträchtlichen Einfluss erlangte, hat sie in der Bildenden Kunst ihre stärkste Wirkung erzielt: Werke von Dali (der in den 30ern aus der Bewegung ausgeschlossen wurde) oder Magritte sind heute gängige Poster-Motive.

Ganz allgemein propagierte der Surrealismus die Prämisse, den Verstand auszuschalten und allein das Unbewusste werken zu lassen. Daher könne, so sein gängiges Dogma, ein surrealistisches Werk auch nicht rational entschlüsselt werden. Genau das aber versucht Morris, in dem er in diesen Künstlerbiographien Kongruenzen zwischen Werk und Leben sucht. Er spannt den Bogen dabei von berühmten Malern wie Dali, Miro, Magritte bis zu solchen, die - meist zu Unrecht - bis heute relativ unbekannt geblieben sind (z.B.  Conroy Maddox oder E.L.T. Mesens). Ihre Geschichten erzählt Morris griffig, witzig, bisweilen sogar etwas frech und ohne jedes Helden-Saga-Pathos. Für die Redaktion der Ö1-Sendung „Ex libris“ daher Buch des Monats Mai.