Brübrü profil
21 Mai
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Brübrü

Ibiza ist aktueller denn je. Zum zweijährigen Jubiläum der Video-Affäre um H-C. Strache und Johann Gudenus gestattet profil sich und den Lesern Rückblicke auf den bis heute nachwirkenden Skandal und Einblicke in dessen redaktionsinterne Aufarbeitung.

Heuer war der 17.5. ein Montag. Aber Montag ist einfach kein guter Jubiläumstag. Am Wochenende ist es viel schöner und andächtiger gedenken. Dachte sich ja offensichtlich auch die -Redaktion, deren aktuelle, heute erschienene Ausgabe ganz im Zeichen von Ibiza steht. Der 17.5. 2019 ist zu einem dieser neuralgischen „Wo warst du da?“-Daten geworden, wie der 22. November 1963, der 20. Juli 1969 oder der 11. September 2001. Der Autor dieser Zeilen pflügte sich an jenem sonnigen Freitag-Spätnachmittag, am Absprung zu einem Termin, passenderweise durch Twitter, als die ersten Postings der Art Wenn-das-echt-ist-dann-hat-Strache-ein-ernstes-Problem auftauchten. Beim Anschauen des Videos war da zunächst ein latenter Argwohn, hier sei eine Comedy-Truppe am Werk: Das graue Leiberl, das aussah, als sei damit gerade autogeputzt worden, das recht ansehnliche Bäucherl, die (scheinbar) ans Parodistische grenzende Gunman-Posen. Aber niemand in der Welt könnte Stimmen so bis in die allerkleinste Modulation nachahmen, so perfekt Gesichter nachstellen.

Der erste Jahrestag der Ibiza-Enthüllungen um in mehrerlei Hinsicht blaue Machteroberungsphantasien ist ziemlich untergegangen, denn wir hatten alle die Hände, manche tragischerweise auch die Lungen voll mit Corona. Zwei Jahre und ein Jahr Corona später haben wir müde Routine im Umgang mit der Pandemie, vielleicht sogar Chancen auf eine Wiederannäherung an die Normalität und Zeit und Muße für das Jubiläum. Weil die Folgen uns ja täglich in den Medien begegnen: in Form von Korruptionsfällen, Postenschacher, Lobbyismus, Freunderlwirtschaft, Untersuchungsausschüssen, Ermittlungen, Rechtsverfahren. Ibiza ist aktuell wirkmächtiger denn je als Symbolbild eines politisches Systems und Denken, das nur einen Profiteur kennt: Das Selbst. Selbstermächtigung, Selbstbereicherung, Selbstsucht.
Zum Jubiläum zieht profil Bilanz: 25.000 Aktenseiten, hat das Magazin in seiner heutigen „Morgenpost“ vorgerechnet, wurden durchgesehen; mehr als 400 Berichte gebracht, drei Klagen und eine Anzeige vorgebracht. Gewissermaßen als Zuckerl werden profil-interne Chats veröffentlich und wird verraten, welcher Politiker welchen Redakteur für „brübrü“ hält . Ach ja: Was „brübrü“ eigentlich heißen soll, wird auch enträtselt.

 

 



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