Heiß und kalt für Rudi A. im Falter BKA / Andy Wenzel
23 Dez
geschrieben von 

 Heiß und kalt für Rudi A. im Falter

„Mensch des Jahres“, aber auch Podestplatz bei „Best Of Böse“ in der letzten Ausgabe 2020.

 

Etwas schizophren ist das Bild Rudolf Anschobers im letzten Falter des Krisenjahres 2020: Das Stadtmagazin kürte ihn - zum zweiten Mal übrigens nach 2018 - zum Menschen des Jahres. Diese eher kontroverse Wahl, deren Diskussionswürdigkeit die Redaktion selbst einräumt, wird sinngemäß damit begründet, dass Anschober als Gesundheitsminister im politischen Zentrum der Pandemie gestanden sei.
Zugleich aber komplettiert Anschober, der als „Der tragische Held“ am Titelblatt prangt, das Podium der diesjährigen Schurken- & Wappler-Charts „Best of Böse“. „Rudi meint alles gut, leider geht alles schief“, wird in Anspielung auf misslungene verfassungswidrige Verordnungen und andere Pannen in der Anschobers dritter Platz begründet.
Diesjähriger BoB-Champion und Nachfolger von Vorjahrssieger H.C. Strache ist Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. „Wie kann jemand aufgrund dubioser Geschäfte Zeuge im U-Ausschuss sein und diese als U-Ausschuss-Vorsitzender aufklären? Wie kann jemand als Finanzlandesrat Millionen verspekulieren, als Innenminister eine Bundespräsidentenwahl in den Sand setzen und mit dieser Drecks-Bilanz Nationalratspräsident werden? Schon gibt die Sphinx das nächste Rätsel auf: Wie kann man im Ibiza-Ausschuss abstreiten, je Jan Maršalek (Nr. 4) je getroffen zu haben? Und gleichzeitig taucht ein Foto auf, das ihn bei einem Moskauer Abendessen ,zu Ehren des Herrn Innenministers Sobotka’ mit einem Tischnachbarn zeigt: Jan Maršalek“, schwärmt die BoB-Jury in ihrer Laudatio.
Der angesprochene Jan Maršalek, Manager des Zahlungsdienstleisters Wirecard und international gesucht wegen schweren Betrugs, schafft es, wie indiziert, mit einem 4. Platz nur ums A….lecken nicht aufs Podium. Dieses komplettiert Karl-Heinz Grasser, nicht rechtskräftig wegen überwältigender Korruption verurteilter Ex-Finanzminister der Republik Ö, mit Platz 2. Eine schwere Enttäuschung setzte es für Bundeskanzler Sebastian Kurz, den BoB-Sieger 2017: Er verfehlte das Podest um Längen und musste sich mit dem 6. Platz begnügen. Nicht das erste Mal in diesem Jahr also wird der BK von seinem Gesundheitsminister in den Schatten gestellt. Da wird´s über die Feiertage aber Sonderschichten für die Berater, Marketing-Leute und Spin Dottores setzen.
Notabene brachte es nur eine einzige Frau, die Grün-Politikerin Sigi Maurer (7.) auf einen Best of Böse-Top-Ten-Platz.