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12 Okt
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Kritik und ein Haken am Ende

profil-Herausgeber Christian Rainer findet in seinem Leitartikel zu Michael Ludwigs Wahlsieg ein Haar in der Suppe. Fischt es aber sehr elegant heraus.

Das Ergebnis der gestrigen Wien-Wahl lässt zwar Bürgermeister Michael Ludwig viel Spielraum, wen er als Junior-Partner in die Stadtregierung holt. Kaum Spielraum dagegen lässt es für besondere interpretatorische Winkelzüge. Außer den populistischen Rechtsaußen hatte jeder Grund zur Freude. So wird es jedenfalls in den meisten Medien - von ORF über Krone bis zu den Bundesländerzeitungen - auch dargestellt. 

Lediglich Christian Rainer schert ein wenig aus dem Kanon aus. Der Herausgeber des profil beanstandet in seinem aktuellen Leitkommentar, dass der Stimmzuwachs für Ludwig gemessen an den Stimmen von rechts, die nach Ibiza und H.C. Straches Hang zur Selbstbedienung in der FPÖ-Parteikasse auf dem „Wählermarkt“ zu vergeben waren, sehr mäßig ausgefallen sei.
Dass die ÖVP unbestreitbar mehr dazugewonnen hat - wenngleich notabene nicht annähernd so viel, wie ihr zunächst zugetraut worden war - führt Rainer u.a auch darauf zurück, dass sie „eben ehemalige Strache/Gudenus-Wähler motivieren (konnte), was angesichts der an die Grenzen des Anstands getriebenen Aussagen zu Ausländern und Migration schlüssig erscheint.“
Ob man also Michael Ludwig wirklich als Wahlsieger sehen könne? Darüber, schreibt Rainer, ließe sich streiten. Ebenso, warum er so vergleichsweise wenige blaue Stimmen abgestaubt hat. „Vielleicht weil der Bürgermeister nicht auf jenen Migrationskurs eingeschwenkt ist, den die Volkspartei so herzhaft herzlos gesteuert ist?“ stellt Rainer zur Diskussion und schlägt am Ende eine raffinierten Haken: „Persönliche Anmerkung: Dann wäre Ludwig dennoch ein klarer Sieger.“