Leben mit HIV Wiener Zeiung
13 Feb
geschrieben von 

Leben mit HIV

Aufrüttelnder Bericht in der Wiener Zeitung: Ein Infizierter erzählt, wie es sich mit dem Virus lebt.

Vor sieben Jahren erfuhr der holländische Schauspieler und Sänger Gerben Grimmius, der gegenwärtig in Wien für das Musical „Cats’“ auf der Bühne steht, dass er HIV-infiziert ist. Draufgekommen ist er durch ein Engagement auf einem Kreuzfahrtschiff in Ägypten: Ständig habe er sich krank, kraftlos und müde gefühlt, dies aber auf alles Mögliche - Klimaanlage, Essen, Sonne - zurückgeführt. Zuhause in Amsterdam wurde dann HIV bei ihm diagnostiziert. 

Schwierig sei es, erzählt Grimmius in der Wiener Zeitung den Redakteurinnen Petra Tempfer und Renate Steininger, gewesen, die Umwelt über seine Infektion in Kenntnis zu setzen: Die Mitbewohner, vor allem aber die Eltern. Diese waren schockiert. Dann spielte sich bei ihnen der selbe Prozess ab, den er selbst durchlaufen hatte: Das Verarbeiten der Diagnose, dann die Suche nach Hilfe.
Grimmius wird medikamentös behandelt. Im Laufe der Therapie konnte die Anzahl von Tabletten, die er nehmen muss, von drei auf eine täglich reduziert werden. Jedes halbe Jahr muss er zur Kontrolle ins Krankenhaus. Nebenwirkungen habe er keine. Die Distanzen in Wien legt er durchwegs mit dem Fahrrad zurück. Das Virus sei bei ihm aufgrund der Therapie gar nicht mehr nachweisbar.
Angst und Unwissenheit - vor allem dass HIV sofort mit AIDS gleichgesetzt würde - seien die größtem Hürden im Umgang mit dem Virus und den Infizierten. Aus diesem Grund spricht Grimmius auch offen mit Medien über seine Krankheit, aus diesem Grund hat er auch ein Lied geschrieben und aufgenommen, das den Moment verarbeitet, in dem er seiner Mutter von der Infektion erzählte. Es gibt es in drei Versionen - holländisch ("Een goed gesprek“), englisch ("A pleasant talk“) und deutsch ("Ein gutes Gespräch“). Die Reaktionen darauf waren, wie er er erzählt, zahlreich und ermutigend. Aber viele, die sein Schicksal teilen, hätten auch Angst, es ihm gleichzutun, wegen gravierender beruflicher Nachteile und sozialer Stigmatisierung, die zumeist mit einer Selbststigmatisierung einhergeht. Eben deswegen sein öffentliches Engagement, deswegen auch dieser aufrüttelnde Bericht in der Wiener Zeitung.