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06 Dez
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A oder A?

Abo oder Abstinenz? Es scheint, so wird jedenfalls gerne suggeriert, nur diese zwei Möglichkeiten bei digitalen Bezahlinhalten zu geben. Was es kaum gibt und noch einer brauchbaren Idee einer rentablen Umsetzung harrt, ist die Möglichkeit, einzelne Artikel zu kaufen. Der derzeit brauchbarste Kompromiss ist der Kauf einzelner Ausgaben bei entsprechenden Diensten wie dem Austria-Kiosk.

 

Es sind zwei große Wahrheiten, die da auf X/Twitter aufeinanderprallen: Auch Journalisten müssen, Überraschung!, von was leben und brauchen Geld, um die dafür nötigen Mittel aufzustellen. Doch Leute scheinen es als Zumutung zu begreifen, Geld für das Produkt ihrer Arbeit locker zu machen, moniert die österreichische, für Die Welt tätige Journalistin Anna Schneider. Selbst eine jahre-, oft jahrzehntelang fehlgeleitete Sozialisation, dass für digitalen Journalismus nicht bezahlt werden muss, erklärt nur unzulänglich, warum Menschen zwar umstandslos für irgendeine App oder sonst irgendeinen Firlefanz fürs Smartphone die Kreditkarte zücken, nicht aber für journalistische Inhalte.
Ich will aber nicht gleich ein ganzes Abo - wieso kann ich nicht einzelne Artikel kaufen (wie ich z.B. digital einzelne Songs kaufen kann)?, wendet - ebenso richtig - der Journalist, Labelbesitzer und Musikmanager Walter Gröbchen ein.

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Das ist fürwahr ein gewisses Ärgernis an den Bezahlschranken. Interessiert man sich für eine Geschichte, oder liest man gerne ein bestimmtes Magazin, muss man, da nun (endlich!) fast jedes journalistische Erzeugnis auch digital verrechnet wird, gleich ein Abo abschließen. So wird zumindest suggeriert - weil die Verlage ihre Kunden logischerweise dort haben wollen. Dass man einzelne Artikel kaufen könnte, steht dagegen überhaupt nicht zur Debatte.
Es gibt ein paar logische, nachvollziehbare Argumente, warum dem so ist: Solche Modelle rechnen sich - derzeit jedenfalls - wohl wegen der Kosten für die Zahlungsdienstleister nicht. Aber vielleicht kommt da mal jemand mit einer guten, funktionierenden Idee?

Nur der Vollständigkeit halber sei vermerkt, dass ein paar Zeitungen und Magazine doch noch die Möglichkeit bieten, einzelne Geschichten zu kaufen: Auf faz.net kann man innerhalb eines recht klug gestaffelten Bezahlsystems u.a. auch einen Artikel um 3 Euro erwerben. Früher offerierte auch spiegel.de die Möglichkeit, gegen Barzahlung einzelne (Archiv-)Geschichten zu lesen; diese Möglichkeit ist leider vor ein paar Jahren in einem Abo-System untergegangen.

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Der gegenwärtig wahrscheinlich brauchbarste Kompromiss zwischen A und A - Abo oder Abstinenz - besteht in der Möglichkeit, einzelne Zeitungs- oder Magazinausgaben zu kaufen. Auf X wird da etwa auf den Abo-Dienst Readly hingewiesen. Von unserer Stelle sei aber auch eine freundliche Empfehlung für den bald zehn Jahre alten Austria-Kiosk ausgesprochen. Hier ist die Registrierung kostenlos (anders als bei Readly, wo ihre Höhe von 99c allerdings auch nicht wirklich als alleiniger Auslöser einer Insolvenz durchgehen wird). Das Angebot ist auf Österreich konzentriert, ein paar internationale Titel wie die Washington Post oder der Guardian sind aber auch an Board. Ein paar Mal probiert - funktioniert tadellos.