An einem derartig seltsamen Tag wie diesem 5.3. 2023 erweckt eine derartige Meldung unweigerlich Argwohn: Die Tagespresse erklärt in einem schmucklosen Artikel auf ihrem Portal den Rückzug. Begründung wird keine genannt - weder Einschüchterungsversuche wie die gerade laufende Slapp-Klage der FPÖ, oder allfällige (schon vor einem etwaigen Prozess-Schuldspruch existierende) wirtschaftliche Probleme.
„Wir schließen unsere Türen, aber die Erinnerungen und die Spuren, die wir hinterlassen haben, werden bleiben. Vielleicht haben wir den einen oder anderen zum Lachen gebracht, zum Nachdenken angeregt oder ein klein wenig dazu beigetragen, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen", heißt es da in verdächtig salbungsvoller Diktion, und, am Ende: „Und wer weiß, vielleicht trifft man sich ja in einer anderen Ecke des Internet wieder. Denn die Welt da draußen ist immer noch absurd genug für ein paar gute Witze.
Bis dahin: Danke für alles und macht’s gut!
Mit einem letzten Augenzwinkern,
Die Redaktion".
Kann das wahr sein? Das fragten sich heute im mehr als sprichwörtlichen Sinn so gut wie alle Branchenbeobachter. Harald Fidler, Chef des Standard-Medienportals etat.at, hat denn auch pflichtschuldig Tagespresse-Kopf Fritz Jergitsch ins Gebet genommen und bekam die nicht wirklich aufschlussreiche Antwort „Kein Kommentar."
Falls die Tagespresse wirklich die Schotten dichtmacht - BB glaubt zu mehrheitlichen 50,01 Prozent, sie wird es nicht -, dann hätte dieser Schlussakt natürlich eine ungeheime Symbolkraft. Dann wäre in Österreich Wirklichkeit geworden, was böse Zungen irgendwie schon immer gemutmaßt oder geradeheraus behauptet haben: Dass hierzulande die Satire nur mehr verbrannte Erde vorfindet, weil die Realität ihre Jagdgründe ratzeputz ausgeplündert hat.
