Die nächste Sau* Pixabay
21 Dez
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Die nächste Sau*

Kaum drohte sich der Weihnachtsfrieden über das Land zu legen, kommt schon die nächste erlösende Nachricht. Mutation! Ansteckend! Die Briten! Schicken uns als Brexit-Rache ein Super-Killervirus.

Baut eine Mauer im Ärmelkanal!
Die Medien sind jedenfalls happy und inszenieren die neue Sau mit Genuss. Der Standard ist da ganz vorne mit dabei: Um 70 Prozent ansteckender soll die neue Mutation sein. Auch andere Medien berichten, mal mehr, mal weniger aufgeregt. Flugzeuge aus England sind nicht mehr erwünscht, der Kurier warnt noch: Virus-Mutation hat unsere Nachbarn erreicht: Wie geht es jetzt weiter?
Ausgewogene Berichterstattung, das war nicht die Meisterdisziplin der österreichischen Medien während der Krise. Oft findet man sie dort, wo man sie nicht vermuten würde. Obwohl die Zeit im Bild seit Beginn der Krise stark zum Regierungsverlautbarungsorgan geworden ist und sich in erster Linie auf Experten aus dem ORF beruft, zeichnet sich die elektronische Nachrichtenseite des Öffentlich-Rechtlichen des öfteren durch einen größeren Horizont aus. So auch diesmal.
Auf orf.at ist tatsächlich alles zusammengefasst, was man zu dem Engländer-Virus wissen muss. Etwa, dass die Mutation wohl auch nicht so neu ist, da sie bereits in einigen Ländern des Kontinents in Erscheinung getreten ist. Aber auch Basics, wie, dass es durchaus öfter vorkomme, dass Viren Mutationen bilden. Aber auch, dass kein besonderer Grund zur Beunruhigung bestehe. Das sagt niemand anderer als Christian Drosten. Der noch hinzufügt: Er wolle nicht verharmlosen. Was sowieso niemand auch nur in den Sinn kommen würde, der von ihm gehört hat.
Und wir erfahren auch: Über die Mutation wissen wir fast so viel wie über das derzeit herrschende Virus: nämlich nichts. Dass es um 70 Prozent ansteckender sei, sei wohl aus dem Mund von Premierminister Boris Johnson geschlüpft, sonst allerdings aus keinem, der sich einem Wissenschaftler zurechnen ließe. Und dort, nämlich in Wissenschaftskreisen, hörte sich orf.at auch um und serviert so ein differenzierteres Bild statt dem aktuellen Alarmismus.

 

*Der Artikel gibt die Meinung des Verfassers wieder