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Joedi Doering: Eine Krankenschwester erzählt Joedi Doering: Eine Krankenschwester erzählt Screenshot Twitter
15 Nov
geschrieben von 

Eine kleine Sonntagsgeschichte

Über Covidioten von eigenen Gnaden. 

Wenn man wirklich anschaulich vermitteln will, was der nicht scheiden wollende Präsident Donald Trump - der mit seinen Mätzchen und Hinhaltemanövern vermutlich nicht einmal so sehr seinen Amtssitz retten wie den Kopf aus der Schlinge zahlreicher drohender Verfahren ziehen will - in seinem Land angerichtet hat, sollte man sich diesen Twitter-Thread einer Krankenschwester aus South Dakota geben. In einem Moment des Innehaltens auf der häuslichen Couch an einem freien Tag beschreibt sie, mit welchen netten, kooperativen, intelligenten Zeitgenossen von Covid-Patienten sie so tagtäglich zu tun hat: Zuallererst die, die immer noch die Existenz des Virus leugnen. Leute, die, während sie um Luft ringen, sie anschreien, dass sie dieses oder jenes Wundermedizin wollten und dass Joe Biden das Land ruinieren werde. Die einen alles Mögliche heißen, einen fragen, warum man „all dieses Zeugs“ tragen muss, denn sie hätten kein Covid, weil es das nicht gäbe. „Diese Leute“, schreibt Jodi Doering, „glauben ernsthaft, so etwas könnten sie nie kriegen. Wenn sie intubiert werden, hören sie auf, dich anzuschreien. Es ist ein verdammter Horrorfilm. Nur dass es dazu keinen Abspann gibt. Du gehst einfach wieder hin und machst alles wieder von vorne.“

Auch eine Reaktion auf Ms. Doerings Posting unterstreicht, was für ein unteririsches geistiges und menschliches Niveau sich in den USA des Donald Trump verbreitet hat: „Hören Sie auf, Angst zu verbreiten“, schreibt da irgendein dummes, verwöhntes Muttersöhnchen. „Das ist ärgerlich und geschmacklos. Respektieren Sie das Virus, leben Sie Ihr Leben.“ Der letzte Satz darf uns als Rätsel ewig uninteressant bleiben. Kryptisch sein (zu wollen) ist auch so eine beliebte Marotte von Hirnödeln mit (diesfalls berechtigtem) Minderwertigkeitskomplex.

Das „Gute“ liegt so nah

Wir brauchen aber gar nicht über den Großen Teich zu schauen - das „Gute“ liegt so nah. In einem brandneuen Artikel im Semiosisblog widmet sich Sebastian Reinfeldt detailliert und kenntnisreich jenen „Experten" im eigenen Lande, die das Virus kleinreden (wollen): „Falsch beraten? Das Netz der Corona-Verharmloser*innen“ ist seine umfangreiche Recherche betitelt. Es kommen darin viele bekannt Namen vor - Ärzt/innen wie Martin Sprenger, Petra Abfalter, Andreas Sönnichsen, Martin Haditsch, Christian Fiala, Franz Allerberger oder Christian Schubert, die alle eint, dass sie das Risiko durch Corona als übertrieben dargestellt beurteilen und mehr oder weniger auch Präventionsmaßnahmen (Maske) für überflüssig halten. Wir erfahren, dass die Agentur für Ernährungssicherheit (AGES), auf deren Corona-„Expertise“ sich die Bundesregierung maßgeblich stützt, von zwei Männern geleitet wird (Thomas Kickinger und Anton Reinl, Anm.), die aus dem Bereich der Landwirtschaft kommen.
Ein interessanter Nebenaspekt - der eine genauere künftige Recherche wert wäre - ist der Reflex von Minister/innen, ihr Ressort durch Schönreden gegen (buchstäblich) einschneidende Maßnahmen abschirmen zu wollen: Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck beeilte sich, als Brutstätte des Virus den Privatbereich, kaum aber Firmen dingfest zu machen (komischerweise haben wir von Schlachtbetrieben oder gar Pflegekräften ganz andere Sachen gehört). Und selbst die ultradevote, ihrem Herrn und Gebieter Sebastian Kurz geradezu sklavisch ergebene Tourismusministerin Elisabeth Köstinger bezeugte ein klein wenig Unmut, als es ihrem Metier schon wieder an die Gurgel ging, weil man anders das harmlose Conoravirus nicht mehr in den Griff zu bekommen meinte.