Ein brauchbares Geschäftsmodell? Screenshot
13 Nov
geschrieben von 

Ein brauchbares Geschäftsmodell?

Der Spiegel behauptet, eine substanzielle neue Einnahmequelle gefunden zu haben, indem er - NAHEZU - werbefreie Abos verkauft. Nun ja. Schönheit - in dem Fall Ergiebigkeit - liegt im Auge des Betrachters.

Bildschirmfoto 2020 11 13 um 12.39.53Eifrigen Nutzern des Online-Spiegels wird seit diesem Frühjahr aufgefallen sein, dass beim Einstieg in das Gratis-Angebot ein Kastl aufpoppte, das den Nutzer von der Möglichkeit informierte, das Ganze „nahezu ohne Werbung“ und gänzlich ohne Werbetracking zu genießen. 4,99 Euro kostet dieser Luxus im Monat; Abonnenten des Bezahlangebot Spiegel + müssen nur noch 1,99 Euro drauflegen. Das irgendwie neckisch wirkende Wörtchen „nahezu“ wird auf der Spiegel-Website „in eigener Sache“ so erklärt: Bestimmte Restln von Werbung ließen sich nicht oder nicht ohne größere Verrenkungen entfernen. Auch bei Formaten wie Podcasts ließen sich Anzeigen mangels gangbarer Möglichkeiten nicht wegblenden.

Nun, gegen Ende des Jahres, liegt eine erste halbwegs valide Bilanz vor, wie gut sich das PUR-Angebot - so nennt der Spiegel sein nahezu werbefreies Modell - bewährt hat: Von mehr als 20 Millionen Unique Usern, die monatlich auf spiegel.de zugegriffen haben, haben sich rund 17.200 für ein PUR-Abo entschieden.
Nicht wirklich viel, möchte man meinen. Dennoch wertet man es in der Spiegel-Produktentwicklung als Erfolg. Denn hochgerechnet brächten diese, so hat sie dem deutschen Branchendienst kress.de vorgerechnet, zahlten diese im Jahr gut eine halbe Million Euro - was in etwa einem Prozent der Online-Werbe-Umsätze entspräche.
Freilich räumt auch diese Perspektive nicht wirklich überzeugend mit Zweifeln an der Effizienz des Angebots: 1 Prozent ist 1 Prozent, aber bestenfalls der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. Ob sich das Modell PUR noch raffinieren und wirtschaftlich optimieren lässt, bleibt abzuwarten. Allerdings auch, wie es sich etwa bei Unabwägbarkeiten wie einem allfälligen Datenmissbrauchs-Skandal macht.