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Meinungsforscher Peter Hajek, Public Opinion Strategies Meinungsforscher Peter Hajek, Public Opinion Strategies profil
13 Okt
geschrieben von 

„Rechts von uns die Wand oder der Narrensaum“

Ein PPS zur Wien-Wahl: Meinungsforscher Peter Hajek räumt in einem launigen profil-Podcast mit einigen beliebten Lesarten des Wiener Wahlergebnisses auf.

 

Ziemlich einig sind Medien und Experten, ob sogenannte oder echte, in ihren Analysen der Wiener Landtagswahl. Was also kann ein Nachschlag zwei Tage danach noch bringen? Viel. Im aktuellen profil-Podcast  spielt ein agitierter, bisweilen fast gereizt klingender Meinungsforscher Peter Hajek im Gespräch mit Philip Dulle mit vielen gängigen Bewertungen des sonntäglichen Urnengangs Granada. Zum Beispiel, dass die Grünen hinter ihren Erwartungen geblieben seien. „Ich glaube, die Erwartungshaltung der Medien ist oft jenseits der Realität. Wenn die Grünen bei ihren vierzehnkommaschlagmichtot Prozent bleiben, dann ist das ein ordentlicher, sauberer Erfolg. Ja, man hatte bei der Nationalratswahl in Wien 21 Prozent und hat das nicht ganz ausgeschöpft, aber bitte, auch die ÖVP hatte 25 Prozent geholt und die nicht ausgeschöpft.“
Dulles Aussage, auch die ÖVP sei hinter den Erwartungen geblieben, kontert Hajek: „Nein! Die ÖVP ist NICHT hinter den Erwartungen geblieben. Die sind genau dort, wo wir sie immer eingestuft haben: Bei maximal 19 bis 20 Prozent. Dass sie wie die Grünen das Potential der letzten NR-Wahl in Wien nicht ausgeschöpft hat, war zu erwarten - das sind unterschiedliche Wahlen. Die ÖVP hat das dritte Lager im Prinzip marginalisiert und positioniert sich als eine Art urbane CSU: Rechts von uns ist nur noch die Wand oder der Narrensaum.“
Interessantes weiß Hajek über Wahlplakate zu sagen: „Ein Bundespolitiker kommt bei einer Landtagswahl immer dann aufs Plakat, wenn es offensichtlich eine Schwäche gibt. Die hatte die SPÖ nicht, daher hat man auch die Bundesparteivorsitzende nicht gebraucht. Ich glaube, dass für eine Weile Ruhe in der SPÖ-Parteizentrale sein wird. Bis halt Hans-Peter Doskozil wieder meint, etwas auf seine Art und Weise interpretieren zu müssen.“
Ob jetzt etwa Ludwig stärker die Fäden in de SPÖ ziehen werde? „Ich glaube einfach nicht an dieses Fäden-Ziehen. Das sind immer diese journalistischen Erzählungen…“
FPÖ-Spitzenkandidat Dominik Nepp habe „handwerklich“ eine gute Performance geliefert. „Er kam für viele, auch freiheitliche Wähler aus dem Nirvana. Der Verlust ist nicht auf ihn zurückzuführen. Ich glaube sogar, dass er ein noch ärgeres Debakel verhindert hat.“

Wo die freiheitlichen Wähler hingegangen sind? „Ich wurde vor der Wahl immer gefragt, wohin gehen denn die blauen Wähler hin und ich hab immer gesagt: die . Wenn man die Umfragen vor der Wahl decken sich ziemlich mit dem Wahlergebnis, das heißt, die WählerInnen sind schon gewandert. Ein ganz großer Teil ist zur ÖVP, ein großer Teil zu den Nicht-Wählern.“ Die SPÖ aber komme nicht so recht an blaue Wähler nicht heran? „Das sehe ich - wieder einmal - ganz anders! Ich habe im Zuge der Wien-Wahl gehört, der Erfolg der Sozialdemokraten sei bescheiden, weil sie nur so und so viel Stimmen von den Freiheitlichen gekriegt haben: Die Kommentatoren, die das sagen, kennen sich kampagnentechnisch nicht aus. Ich kann mich nicht in einem Wahlkampf links positionieren und rechts fischen - dann zerreißt es mich. Ich muss ein Thema wie Migration annehmen, aber eigene Antworten anbieten, sonst werde ich unglaubwürdig.“