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12 Sep
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Jeder gegen jeden und jeder zur selben Zeit

In der Kürze liegt keine Würze, sondern Hektik: Besonders glücklich wirkte das Format der auf 20 Minuten beschränkten Wahl-Duelle im ORF auch im zweiten Anlauf nicht.

Heute in einer Woche ist das alles ausgestanden. Übertrieben viel geben diese Sprint-Duelle, wie sie der ORF mittwochs präsentiert, nicht her. Auch nicht die Mikro-Analysen der Zeitungschefredakeur/innen in ihrem Anschluss. Da liegt in der Kürze nicht Würze, sondern eher Hektik. Vom Duell zwischen Pamaela Rendi-Wagner und Beate Meinl-Reisinger unter der Leitung von Lou Lorenz-Dittlbacher, um eine dritte Dame und einen dritten Doppelnamen ins Spiel zu bringen, verstand man mehr als die Hälfte nichts, weil die drei oft gleichzeitig redeten. 

Dass beim Jeder-gegen-jeden-Format naturgemäß recht eigenartige Konstallationen zustandekommen - geschenkt. Dass sich Peter Pilz und Norbert Hofer verbal grün und blau watschen würden, war vorherzusehen. Dass Hofer dann wiederholt Pilz´ Vergangenheit bei den Revolutionären Marxisten ansprach, zeugte denn auch von herzhafter Abneigung. Dabei hatte Pilz immerhin einen in der Migrationsdebatte bislang öffentlich unbeachtet gebliebenen Punkt aufgebracht: Dass die strikte Abschiebepolitik der FPÖ unter Innenminister Herbert Kickl sich gegen gut integrierte Lehrlinge gerichtet und islamistische Hassprediger unbehelligt gelassen hatte.
Dass sich Pilz und der grüne Spitzenkandidat Werner Kogler nicht besonders wehtun würden, überraschte auch nicht besonders. Eher schon die ziemlich schlappe Debatte zwischen Kogler und Altkanzler Sebastian Kurz. Die Auseinandersetzung zwischen Kurz und Hofer (der angeblich an die 40 Grad Fieber hatte und just dieses Duell im Stehen absolvierte) brachte immerhin eine wesentliche Erkenntnis: Kurz, der bislang in diesem Wahlkamp nicht so eindeutig erkennen ließ, wo er denn nun ideologisch ungefähr steht, präferiert klar Türkis-Blau. Das brachte er gestern in aller gebotenen Deutlichkeit zum Ausdruck, als er sagte, er bevorzuge eine Mitte-Rechts-Regierung.

Quoten: Immer noch gut - 800.000 Seher, 29 Prozent Marktanteil. Die nachfolgende Zeit im Bild 2 mit Analyse des Politologen Peter Filzmaier hatte 686.000 Seher und 34 Prozent MA.
Die Duelle können noch sechs Tage lang hier angesehen werden.