Alle Plakate sind gleich, einige gleicher Screenshots
29 Aug
geschrieben von 

Alle Plakate sind gleich, einige gleicher

Manche Plakate sind gleich, einige gleicher Die FPÖ bezichtigt die ÖVP, für ihre erste Plakatwelle mit dem Claim „Einer der unsere Sprache spricht“ geistig bei ihr gewildert zu haben.

strache postEndlich ein neues Wahlkampf-Aufregerchen nach PRWs St. Tropez-Ausflug, Wut-Oma-Attacke durch eine bekannte Schauspielerin und anderen Kalamitäten, die nach 5 Minuten vergessen sind. ÖVP und FPÖ haben ihre ersten Wahlplakate präsentiert. Komischerweise werben sie mit dem selben Claim: „Einer der unsere Sprache spricht“. Prompt ertönt aus den blauen Reihen ein Aufschrei auf den sozialen Medien: „Die ÖVP wirft wieder einmal ihre Kopiermaschine an“, postet HC Strache auf Facebook (sowohl auf seinem privaten wie auch öffentlichen Account).

ÖVP Generalsekretär Karl Nehammer versucht in einer Pressekonferenz in lauschig grüner Atmosphäre, den Plagiats-Vorwurf zu entkräften:

„Es gibt eine Druckerei im Raum Wien, die die Großplakate druckt. Und offensichtlich haben da einige geglaubt in der freiheitlichen Partei, sie sind ganz schlau, machen ein Foto und kommunizieren den gleichen Spruch. Denn eins ist unmöglich: Den gleichen Spruch zu haben und gleichzeitig aufs Plakat zu bringen, das geht sich von der Zeitfolge nicht aus. Das heißt, hier dürfte es einfach so gewesen sein, dass man das Plakat von uns gesehen hat und offensichtlich hat der Spruch so gut gefallen, dass die Freiheitlichen Partei ihn jetzt auch übernehmen wollte.“

„Das heißt“, hakt eine Journalistin nach, „Sie haben ihn nicht von der FPÖ abgekupfert?“

Nehammer: „Nein das geht sich von der zeitlichen Abfolge nicht so einfach aus. Sie müssen überlegen, bevor so ein Plakat entworfen wird, braucht´s das Design, man überlegt sich, was kommt da drauf, wie gestaltet man das design. Das heißt, einfach den Spruch sehen und auf ein Plakat klatschen, das geht vielleicht im sozialen Medienbereich, so wie´s die Freiheitlichen machen, aber im professionellen Sinn einer Plakatwerbung nicht und wie gesagt, das ist das was den Menschen aus der Seele spricht und das ist der Grund, warum er auch kopiert wird von uns.“ (Link zum Video von der PK hier).

Dass Nehammer den Spieß einfach umdreht und die FPÖ des Abkupferns bezichtigt, entkräftet freilich nicht die Tatsache, dass die Freiheitlichen schon eine ziemlich lange Geschichte mit dem Spruch verbindet: Herbert Kickl erfand ihn 1999 für Jörg Haider, wärmte ihn 2015 für HC Strache wieder auf und wird heute selbst damit beworben. Unabhängig von der Urheberschaft gibt es indes Zeitgenossen, die sachliche Einwände gegen die durch dem Claim suggerierte Gemeinschaftlichkeit erheben. Für weiteres siehe auch unsere Rubrik Die rEchtschreibung ist ein Hund und Grammatik für die Katz.

Bildschirmfoto 2019 08 29 um 14.48.13