Wahlkampftagebuch pixabay Empfehlung
05 Aug
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Wahlkampftagebuch

Wahlkampf ist die Zeit fokussierter Unintelligenz, drückte es Wiens ehemaliger Bürgermeister Michael Häupl aus. Zumindest seit diesem Jahr wissen wir: Schon vor dem offiziellen Wahlkampf kann die Unintelligenz Oberhand gewinnen. Nicht nur, wenn es darum geht, eine Regierung zu zerreißen. Stichwort Ibiza. Auch, wenn es darum geht, als klarer Favorit ins Rennen zu gehen.

Der ist diesmal Sebastian Kurz. Dem Schwarzen war durchaus zuzutrauen, die 40 Prozent-Marke zu überspringen. Aber dann. Tauchten plötzlich irgendwelche Fake-Mails auf … Silberstein … wurden Festplatten geschreddert … Silberstein … Sorry für den Schluckauf. Die Verteidigungslinie der ÖVP ist auf jeden Fall mehr als durchsichtig. Und den Chef zum Opferlamm á la Strache zu machen … Wer soll das glauben? Immerhin hat die Partei selbst mit dieser schrägen Performance Chancen auf 37 Prozent.

Noch unglaublicher ist allerdings die FPÖ unterwegs. Das halbe Land verkaufen, Journalisten in den Dreck ziehen, Medien unter Kontrolle bringen zu wollen … wurscht in Österreich im Jahr 2019. Da wechselt man kurzfristig den Obmann aus. Und der Neue kündigt schon mehr oder minder unverhohlen an, dass der EX-Chef bei der Wien-Wahl als Spitzenkandidat antreten werde. Denn der ist ja nur ein Opfer. Bis dahin wird die Ehefrau mit einem guten Posten versorgt, das Familieneinkommen muss ja gesichert sein. Es heißt ja nicht umsonst: Soziale Heimatpartei. Unintelligenz ist da auf jeden Fall breit gefächert. Denn trotz Skandalen, Lügen und Postenschacherei dürfte die Partei die 20 Prozent locker überspringen.

Dann ist da noch jemand aufgefallen. Der Rote. Wie heißt der noch einmal? Genau, Christian Kern. Aber ist der nicht als Chef zurückgetreten? Genau, da war doch noch jemand … Wagner, das habe ich mir gemerkt. Der gleiche Nachname wie der deutsche Kabarettist. Passt irgendwie.

Richtig konservativ gehen es die Grünen an: Was schon einmal funktioniert hat, wird einfach wiederholt. Der Spitzenkandidat ist dann überhaupt der Gleiche wie bei der EU-Wahl. Und ein (Halb-) Promi muss natürlich dabei sein. Diesmal: Die Journalistin Sibylle Hamann.

Da hat NEOS wohl der Neid gepackt. Also haben die sich auch einen gegriffen: Helmut Brandstätter. Leider hat der Ex-Kurier-Chefredakteur damit auch sein Buch über Schwarz-Blau etwas entwertet. Und zugegebenermaßen verstehe ich die Journalisten nicht. Die müssten doch wissen, wie es anderen Journalisten gegangen ist, die in die Politik wechselten. Ansonsten fällt NEOS vor allem damit auf, den Beleidigten zu spielen, weil der Haselsteiner sie nicht mehr so großzügig unterstützen darf. Dem wird’s recht sein, der hat ja, wie er anlässlich der Reduzierung des Service der Westbahn meinte, „keinen Geldscheißer im Keller“.

Und die Liste irgendwas? Die streitet hauptsächlich. Dabei sind wir zu diesem Zeitpunkt noch vor der fokussierten Unintelligenz …

ub