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21 Dez
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Laut Falter: Nikbakhshs Platz bei profil ist gefährdet

Zu wenig unternehmerfreundlich für Neo-GF Grasl? Auch Meinhart und Zöchling wackeln angeblich. UPDATE: Nikbakhsh scheidet aus Redaktion aus.

 

Auf den ersten Blick scheint die Bestellung Anna Thalhammers zur neuen Chefredakteurin des Nachrichtenmagazins profil mutig: Thalhammer, die als Chefreporterin von der Presse kam, ist erst 37, gilt als resolut im Auftreten und zeigte sich in der Vergangenheit standfest. Ein gewisser Thomas Schmid hat in Chats mit dem früheren Presse-Chefredakteur Rainer Nowak Bedenken über die Willfährigkeit und (aus türkiser Sicht) „Zuverlässigkeit" der Korruptions-Expertin geäußert - wenn das kein Adelsprädikat ist.

Ein Bericht des Magazins Falter  - dem die MediaAnalyse übrigens seit 1 Jahr mehr Leser als dem profil ausweist - indiziert nun, dass mit Thalhammers Nachfolge für Langzeit-Chefredakteur und -Herausgeber Christian Rainer keineswegs ein frischer Wind wehen wird. Sondern im Gegenteil: Uralter Gefälligkeitsjournalismus der übelsten Sorte.
Grund für solche Spekulationen ist der neue Geschäftsführer Richard Grasl: Ein strammer ÖVP-Mann, der für die Volkspartei als Kandidat für den ORF-Generalsdirektorsposten gegen Alexander Wrabetz in den Ring gestiegen war, den Kürzeren gezogen hatte und nach einer gewissen Überbrückungszeit beim Kurier angedockt hatte, wo er schnell zum Digital-Chef und stv. Chefredakteur avancierte. Zeitgleich mit der Ankündigung von Rainers Abgang wurde er, unter viel Stirnrunzeln in der Branche und natürlich auch in der profil-Redaktion, als neuer Geschäftsführer des profil vorgestellt: Eine problematische Doppelgleisigkeit - 1991 hatte die Redaktion gestreikt, als der damalige Herausgeber Peter Rabl gleichzeitig Vorstand der Kurier-Magazinholding werden sollte (Rabl trat dann bei profil zurück). Die Kurier Verlagsgruppe war damals - und ist heute wieder - Eigentümer des profil. Und die Befürchtungen sind groß und nicht ohne Plausibilität, Grasl könne - mit Thalhammer als bloßer redaktioneller Erfüllungsgehilfin - das Magazin sukzessive auf Kurs bringen, wie es Kurier-Mehrheitseigentümer Raiffeisen gefällt.

Erste beunruhigende Signale machen bereits die Runde: Dem Vernehmen nach wackelt der Platz des mehrfach preisgekrönten Aufdeckers und Wirtschafts-Ressort-Leiters Michael Nikbakhsh stark. Bezeichnend: Einer der wesentlichen Gründe für seinen erzwungenen Abgang soll sein, dass er für Grasls Geschmack zu wenig positiv über bzw. für die Wirtschaft agiert habe. Da ist wohl eine den Konzernbonzen genehmere Berichterstattung gefragt.
Ebenfalls als gefährdet gelten Edith Meinhart, Verfasserin einfühlsamer Sozialreportagen, und Christa Zöchling, die hochangesehene Expertin für Zeitgeschichte und Rechtspopulismus, die sogar schon literarisch (in Doron Rabinovicis Roman „Die Einstellung") literarisch verewigt worden ist.

UPDATE: Wie erwartet, scheidet Michael Nikbakhsh aus der Redaktion aus. Er bleibt dem Unternehmen allerdings insofern erhalten, als er eine neu geschaffene Investigativakademie von profil und Kurier leiten wird. Außerdem steht im Raum, dass Nikbakhsh fallweise weiterhin Reportagen für profil machen soll. Wenn´s halt der Wirtschaft genehm ist.