Hier diskutieren Matthias Schrom und Rainer Nowak in der „Runde der Chefredakteur*innen" Hier diskutieren Matthias Schrom und Rainer Nowak in der „Runde der Chefredakteur*innen" Screenshot ORF
09 Nov
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Nowak und Schrom ziehen Konsequenzen

Nachdem Chats den Eindruck von Verhaberung erweckt haben, nehmen beide Chefredakteure eine Auszeit. UPDATE: Schrom legt Funktion zurück.

 

Presse-Herausgeber und -Chefredakteur Rainer Nowak und ORF-TV-News-Chefredakteur Matthias Schrom sind durch Chat-Protokolle, die ein ungebührliches Nahverhältnis zu Politikern indizieren, in Verruf geraten. Schrom zeigte sich verblüffend vertraut mit Ex-Vizekanzler H.C. Strache (damals FPÖ), ebenso Nowak mit dem ehemaligen türkisen Granden und ÖBAG-Chef von eigenen Gnaden Thomas Schmid. Beide sehen sich als Opfer einer ungünstigen Optik, die die Charts ärger aussehen lasse als es der Sache substanziell entspräche.
Beide wissen aber auch - da könnten sich bestimmte Politiker ein Vorbild nehmen -, dass sie in solchen Fällen Konsequenzen zu tragen haben: Schrom hat sich beurlauben lassen, Nowak seine Führungsfunktionen in der Presse ruhend gestellt, bis eine interne Untersuchung zu einem Ergebnis gekommen ist. Nowaks Agenden als Presse-Chefredakteur werden einstweilen vom stellvertretenden CR Florian Asamer übernommen. Auch Schrom wird während seines (end)zeitlich nicht näher definierten Urlaubs im ORF von seiner Stellvertreterin vertreten. Diesfalls ist es Eva Karabeg.

Die Presse hat für heute eine Redaktionsversammlung angekündigt. Geplanter Beginn: 13.00 Uhr. Noch ist über deren Verlauf nichts nach außen gedrungen. Im Falle Schroms gibt es eine einigermaßen geharnischte Stellungnahme des ORF-Redaktionsrats: Dieser zeigt sich in einer Aussendung „entsetzt" über Schroms Chats mit Strache, findet „derartiges Verhalten (...) völlig inakzeptabel und ortet „einen massiven Schaden für den öffentlichen-rechtlichen Rundfunk": „Gegen ORF-Gesetz und Programmrichtlinien hat Matthias Schrom eklatant verstoßen, wenn man den Bericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft liest." Von der Geschäftsführung fordert der Redaktionsrat Konsequenzen ein, „um weiteren Schaden von der journalistischen Glaubwürdigkeit des ORF abzuwenden."

UPDATE: Heute, Mittwoch, ist Mattias Schrom von seiner Funktion als ORF-TV-News-Chefredakteur zurückgetreten. Er kommt damit wohl einer für Donnerstag anberaumten Redaktionsversammlung zuvor. Bei aller Kritik hatte der Redakteursrat dem scheidenden CR auch konzediert, sich nie in ihre Arbeit eingemischt zu haben.