Gruppenbild mit zwei Damen: Harald Thoma, Lisa Totzauer, Alexander Wrabetz, Moderatorin Gundula Geiginger, Puls 4-Chef Markus Breitenecker, Roland Weißmann, Thomas Prantner Gruppenbild mit zwei Damen: Harald Thoma, Lisa Totzauer, Alexander Wrabetz, Moderatorin Gundula Geiginger, Puls 4-Chef Markus Breitenecker, Roland Weißmann, Thomas Prantner Puls 24 / Glanzl
07 Aug
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Zu Brei geredet

Die gestrige Elefantenrunde zur Wahl des ORF-Generaldirektors auf Puls 24 war vielleicht nicht ganz so schlimm, wie sie sich in Armin Thurnhers „Seuchenkolumne“ darstellt, aber Highlight war sie bestimmt keines.

Falter-Herausgeber Armin Thurnher fand die gestrige Elefantenrunde zur Wahl des ORF-Generalsdirektors zum … (setzen Sie hier eine Grausigkeit Ihrer Wahl ein). „Diese Debatte wurde zum vorhersehbaren Debakel“, schreibt er heute in seiner „Seuchenkolumne“. „Es wurde um den Brei herumgeredet, bis nur noch Brei da war.“ Ganz so schlimm war´s - unserer Einschätzung nach - nicht, aber ein Highlight war das „Gipfeltreffen“ der unmittelbar mit Chancen auf den GD-Posten konnotierten Kandidat*innen Roland Fleischmann, Alexander Wrabetz, und Lisa Totzauer und der zwei Außenseiter Thomas Prantner und Harald Thoma mit Puls 4-Chef Markus Breitenecker und Moderatorin Gundula Geiginger bei Puls 24 auch nicht.

Das lag zum einen an senderübergreifendem taktischem Geplänkel - Breitenecker ließ sich, da hat Thurnher schon recht, die Chance nicht entgehen, mit dem Hinweis auf viele öffentlich-rechtliche Inhalte in den Programmen der Puls 4-Gruppe die Hand nach Gebühren auszustrecken. Und wer wollte ihm da brüsk in die Parade fahren? Hätte vielleicht atmosphärische Bildstörungen verursacht. Zum anderen lag´s an der Art, wie der ORF-GD bestimmt wird. Das Wort „Wahl“ ist - im gemeinhin verstandenen Sinn einer Abstimmung durch viele - eigentlich irreführend. Denn bekanntlich wird der ORF-GD vom Stiftungsrat bestimmt, dessen Besetzung wiederum zu größten Teilen von der Politik vorgenommen wird. Grundsätzlich bewerben sich die Kandidat*innen, wenn sie öffentlich ihre Vorstellungen über den künftigen Kurs des ORF zum Besten geben, nicht beim Volk, sondern beim Stiftungsrat. Das erklärt auch, warum sich die Kandidat*innen in öffentlichen Diskussionen so eigenartig unverbindlich anhören und sich ihre Zukunfts-Fahrpläne für den ORF so stark ähneln. Wrabetz will Weißmann „nie“ - also auch nicht in Oe24TV - als ungeeigneten Kandidaten bezeichnet haben. Wundern kann man sich auch, wie Thomas Prantner mit seinem starken inhaltlichen Fokus auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit zur FPÖ, zu der ihm ein Naheverhältnis nachgesagt wird, passen soll.

Die anschließende, von Thomas Mohr moderierte Expertenrunde mit Standard-Medienressortleiter Harald Fidler, der Geschäftsführerin des Verbands der Österreichischen Privatsender (VÖP), Corinna Drumm und neuerlich Breitenecker brachte neben erwartbarer (Selbst-)Beweihräucherung des Senderchefs vor allem allem die übereinstimmende Einsicht, dass es Wrabetz mit seiner Konsensbereitschaft nach allen Seiten hin übertrieben haben könnte. Andererseits: Wie will er anders den Stiftungsrat auf seine Seite ziehen können? Zu diesem erklärt übrigens heute auf profil.at der Verfassungsjurist Heinz Mayer, einer der Initiatoren des Anti-Korruptions-Volksbegehrens, einen interessanten Fakt: Der - derzeit überwältigend mehrheitlich türkis dominierte - Stiftungsrat ist gesetzlich verpflichtet, die für den ORF beste Wahl zu treffen, das heißt die/den fachlich geeignetesten (und nicht den politisch genehmsten) Kandidat*in zum GD zu machen. Stiftungsräte, die sich wider besseres Wissen für eine/n weniger gut geeignete/n Kandidat*in entscheiden haben, könnten geklagt werden.

 



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