Neos-Mediensprecherin Henrike Brandstötter zur Zukunft des ORF Neos-Mediensprecherin Henrike Brandstötter zur Zukunft des ORF ORF/Thomas Ramstorfer/Schreiner-Kastler Bild Brandstötter: Florian Albert
29 Jul
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Bevölkerung soll ORF-Führung wählen

Einiges muss sich an der öffentlich-rechtlichen Anstalt ändern, sind die Neos überzeugt. Mehr Transparenz, schlankere Strukturen, weniger Werbung – und vor allem ein entpolitisiertes Gremium, postuliert Mediensprecherin Henrike Brandstötter.

In einem ist man sich aber wohl mit allen anderen Playern rund um den ORF einig: Die digitale Transformation muss so rasch wie möglich geschafft werden. „Dazu muss die Belegschaft verjüngt, diverser und weiblicher werden, um den Herausforderungen des 21. Jahrhundert professionell begegnen zu können“, ist die Neos-Sprecherin überzeugt. Als zentrales Projekt identifiziert sie den multimedialen Newsroom. Er bringe völlig andere Anforderungen an die Redaktionen mit sich.
Aber auch an der journalistischen Schraube will Brandstötter drehen. Sie bemängelt, dass es zu wenig Auslandskorrespondenten gäbe. So verfüge man über keinen einzigen, der für Afrika zuständig wäre. „Außerdem muss das Ende der 7-Tage-Regel endlich kommen sowie eine Öffnung des Archivs“, fordert sie.
Der oder die nächste Generaldirektor/in sollte daher vor allem Kompetenzen in den Bereichen Digitalisierung und Change Management mitbringen. „Dabei muss sie (Die Person, Anm. der Redaktion) zwei zentrale Fragen beantworten können: Wie schafft der ORF eine Transformation seiner gewachsenen Strukturen hin zu einem smarten, digitalen Medienhaus? Dazu gehört, dass tabulos über Prozesse, Rollen und Workflows, zusätzliche Beschränkungen aber auch neue Möglichkeiten nachgedacht wird. Und: An welchen Ecken wird Budget eingespart – und wohin werden die freigewordenen Gelder klug investiert?“, legt die Neos-Abgeordnete die Messlatte offen.
Vor allem zum zweiten Punkt muss man sich laut Neos etwas einfallen lassen. Denn: Zentrale Aufgabe sei es, Public Value zu produzieren. Dazu brauche man weder Hollywoodpakete noch Sportrechte zu erwerben. „Der ORF erhält dafür über 600 Millionen Euro pro Jahr allein aus der GIS. Ich möchte, dass er digital only sowie online first produzieren kann, dafür aber die Werbezeiten beschränkt werden, und zwar um die Hälfte. Und sie sollen um 20 Uhr enden“, fordert Brandstötter.

Hauptversammlung per Los
Damit das aber auch funktioniert, bedarf es wohl eines: Der Sicherung der Unabhängigkeit des ORF. Dazu haben die Neos sehr konkrete Vorstellungen. Sie möchten die Freundeskreise und den ganzen Stiftungsrat wegräumen. An deren Stelle soll eine Hauptversammlung treten. In der könne auch eine Person pro Parlamentsklub sitzen. Ansonsten Institutionen der Zivilgesellschaft sowie per Losentscheid gefundene Personen aus der Bevölkerung. Fast wie der Publikumsrat. Nur, dass die Hauptversammlung auch Entscheidungsbefugnis hat. Und auf Basis von Ausschreibungen und Hearings ein Präsidium wählt.
Dieses wiederum soll einen Vorstand bestimmen, der als Kollegialorgan aus mehreren Vorständen zusammengesetzt ist. „Dadurch gibt es sowohl die Möglichkeit einer besseren Kontrolle im ORF, als auch die Verpflichtung, transparent und nachvollziehbar mit öffentlichen Geldern umzugehen“, ist die Mediensprecherin überzeugt.

Bisher in der Serie erschienen:

adverserve-Chef und iab-Präsident Markus Plank: Der ORF als Vorreiter

FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker: ORF braucht Strukturreform

Kommunikationswissenschafter Fritz Hausjell: ORF-General: Möglichst wenig gefallen

 



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