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Helmut Spudich Helmut Spudich Screenshot
10 Mai
geschrieben von 

Das Dümmste wäre zuzusperren

Eine nicht gewinnorientierte Treuhandgesellschaft soll die Wiener Zeitung übernehmen, schlug die Spitze des Presseclubs Concordia heute in einem gemeinsamen öffentlichen Auftritt vor.

 

In geschlossener Formation trat die Führung des Presseclubs Concordia - Präsident Andreas Koller (beruflich stv. CR Salzburger Nachrichten), Vizepräsident Helmut Spudich (ehemals profil, langjähriger Redakteur des Standard u.a.), Vorstand Heinz Nussbaumer (u.a. langjähriger Kurier-Redakteur, Präsidenten-Sprecher, Herausg. der Furche) und Generalsekretärin Daniela Kraus (u.a. Gründungsgesellschafterin des Medienhauses Wien) - via Zoom an die Öffentlichkeit, um einen konkreten Vorschlag zur Rettung der bedrohten Qualitätszeitung zu unterbreiten.

„Wir glauben, dass es sich Österreich nicht leisten kann, diese Stimme der Vernunft zum Verstummen zu bringen“, eröffnete Koller. „Wir finden die Republik hat ihre Verantwortung als Eigentümer wahrzunehmen. Die dümmste Variante wäre zuzusperren. Wenn man bedenkt, dass es die Zeitung seit 1703 gibt, wäre das obendrein eine Kulturschande.“

„Für die Wiener Zeitung zahlt es sich aus zu kämpfen“, erklärte Nussbaumer und verwies auf Versuche bereits der türkisblauen Regierung, der Zeitung das Lebenslicht auszublasen. Gleichzeitig habe es damals ernsthafte Bestrebungen gegeben, die WZ als älteste Tageszeitung dieses Planeten zum Weltkulturerbe zu erklären. „Ich habe das meinem jahrzehntelang befreundeten Kollegen Hugo Portisch erzählt und wir haben uns sehr schnell entschlossen, diesen Versuch zu unterstützen und in einem Brief daran zu erinnern, dass über alle Fährnisse einer über 300jährigen Geschichte hinweg hier ein Journalismus ohne Parallele verwirklicht worden ist. Ich glaube, die Österreicher wissen ja gar nicht, dass die Bestände der Wiener Zeitung vor fünf Jahren von der UNESCO in das Gedächtnis der Menschheit aufgenommen worden sind.“Der Brief verhallte dann freilich in innenpolitischen Wirren (Ibiza ff) und Pandemie-Angst und fand erst vor kurzem öffentlich Echo. Dann fügte Nussbaumer noch besondere Argumente für die Wiener Zeitung ins Treffen. Eines davon lautete: „Kein anderes Medium in diesem Kulturland Österreich erfüllt seinen Kulturauftrag so umfassend wie die Wiener Zeitung. Sie nimmt, was es an kulturellem Angebot landauf landab gibt, auch wirklich wahr, sorgt für eine entsprechende öffentliche Wahrnehmung und ermutigt alle Kulturschaffenden in diesem Land.“

Spudich stellte das angedachte Rettungs-Modell schließlich vor: Die Eigentümerschaft der WZ soll eine Treuhandgesellschaft übernehmen. Als mögliche Träger kämen neben der Republik etwa der Presseclub Concordia, die Journalistengewerkschaft, die Stadt Wien (Medienholding), die Nationalbank und die WU in Frage. Konjunktiv deshalb, weil keine der genannten Institutionen bisher dahingehend kontaktiert worden ist. „Es sollte“, betonte Spudich, eine nicht gewinnorientierte Eigentümerschaft sein.“ Auch solle nicht in die Struktur der Zeitung eingegriffen werden. „Um es plakativ zu sagen: Aus der Wiener Zeitung soll nicht ein weiteres Boulevard-Blatt werden.“

 



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