Journalisten-Schwund Markus Winkler / Pexels
30 Apr
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Journalisten-Schwund

Das Digital-Magazin Republik analysiert, warum in der Schweiz jede Woche ein*e Journalist*in die Branche verlässt.

 

In Österreich ist, seit insbesondere das Medienhaus Wien diese Daten erhebt, die Zahl der Journalist*innen innerhalb der letzten 15 Jahre um ein Viertel auf 5.350 zurückgegangen. Dazu manifestiert sich auch ein massives Nachwuchsproblem: Nur jede*r zehnte Journalist* ist unter 50.
Eine ähnlich Entwicklung vollzieht sich in der Schweiz: Seit 2016 steigt dort jede Woche ein*e Journalist*in aus dem Beruf aus. Es könnten sogar noch mehr sein, weil auf regionaler und lokaler Ebene Abgänge oft unbemerkt vollzogen werden. Den Ursachen der personellen Schwindsucht ist das Digitalmagazin Republik in einer lesenswerten Geschichte nachgegangen.

Fünf Punkte streicht es dabei besonders heraus:
Kranksparen. „Als ich anfing, flogen wir noch mit dem Heli, wenn es einen grossen Unfall gab. Heute wird schon die Anschaffung neuer Kugel­schreiber intensiv diskutiert“, sagt eine ehemalige Chefredakteurin (oder -redaktorin, wie das in der Schweiz heißt). IT-Giganten wie Google oder Facebook saugen Werbegelder aus dem Markt ab; der Trend zur Medienkonzentration verengt aber auch den Arbeitsmarkt.
Sexismus. Weniger Lohn für gleiche Arbeit, kaum Aufstiegschancen, Diskriminierungen, Demütigungen. Und zum Frauenbild in der Branche nur dieses ganz und gar unscheinbare Beispiel: „Der Chefredaktor nahm mich mit zu einem Interview mit Fifa-Präsident Sepp Blatter. Er wolle mich für die soften Themen dabeihaben, sagte er, und zudem sei Blatter bekannt dafür, auf charmante Frauen anzusprechen“, erinnert sich eine ehemalige Reporterin.
Keine Perspektiven. Ältere Journalisten, die sich weder weiter entwickeln noch sich´s verbessern können, lassen sich nicht zwei Mal bitten, wenn sie in einer anderen Branche ein Angebot bekommen. Jüngere verlieren oft die Geduld, wenn nichts mehr weitergeht.
Innere Ermüdung. Tritt angeblich ab 45 ein. „Nach der zehnten Bundesrats­wahl, dem fünfzehnten Cupfinal, der zwanzigsten Jahres­medien­konferenz der Grossbank. Man stellt sich die Frage: Passiert noch etwas oder geht das die nächsten 20 Jahre so weiter?“
Bessere (Verdienst-)Möglichkeiten anderswo. Die Zeiten, in den Journalisten gut bezahlt wurden, sind lange vorbei. In vielen Branchen, insbesondere PR, ist mehr zu verdienen als in Medien. Selbst Lehrer verdienen heute gleich nach der Ausbildung deutlich mehr als Journalist*innen mit mehrjähriger Berufserfahrung.

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