Chinesische Politik drangsaliert Alibaba Screenshot Alibaba
18 Mär
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Chinesische Politik drangsaliert Alibaba

In offensichtlicher Sorge um die Meinungsbildungshoheit legt die Orbrigkeit dem Internetginganten Daumenschrauben an. 

Wenn von marktbeherrschenden Internetgiganten die Rede ist, wird zumeist in üblicher westlicher Weitsicht auf Alibaba vergessen: Immerhin machte die Handelsplattform, die gerne als „chinesisches Amazon“ bezeichnet wird, aber auch Social Media, Zeitungen und News-Portale, IT- und Finanzdienstleister unter ihrem Firmendach beherbergt, 2020 einen Umsatz von 72 Milliarden Dollar. Das ist zwar nur ein Bruchteil des Jahresumsatzes von Amazon - der betrug 386 Milliarden Euro -, ist aber angesichts der wesentlich kürzeren Unternehmensgeschichte (Gründungsjahr 1999) trotzdem bemerkenswert und spiegelt Steigerungsraten von um die 40 Prozent in den letzten Jahren.

Nun werden aber seit einiger Zeit Forderungen laut, Alibaba an die Kandare zu nehmen. Diese kommen nicht etwa von westlichen Marktkonkurrenten oder irgendwelchen um fairen Wettbewerb besorgten Behörden, sondern von der chinesischen Regierung. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, sorgt sich Peking wegen des wachsenden Einflusses von Tech-Giganten wie Alibaba um sein Meinungsbildungsmonopol. Daher drängt die Regierung Alibaba, einen Teil seines Medienportfolios, zu dem neben der (englischsprachigen) South China Morning Post der größte Streamingsdienst des Landes und Anteile an dem Twitter-ähnlichen Kurznachrichtendienst Weibo gehören, abzustoßen.
Um Weibo hatte es Aufregung gegeben, als ein hochrangiger Alibaba-Manager in ein PR-Debakel zu schlittern und den Konzern dabei mitzureissen drohte: Wie staatsnahe Medien berichten, verschwanden plötzlich alle negativen Kommentare von Weibo und erschienen in der Folge fast nur mehr positive Meldungen über den Manager. Dafür wurde die Plattform von der zuständigen Internet-Aufsichtsbehörde abgestraft.
Bildschirmfoto 2021 03 18 um 15.03.54Zensur auszuüben behält sich in China die Politik exklusiv vor. Außerdem hatte Jack Ma, der Gründer und langjährige CEO von Alibaba, die chinesische Führungsriege nachhaltig verärgert, indem er angekündigte Regularien für die Finanzwirtschaft öffentlich kritisiert hatte. Als mögliche Reaktion verhinderte, so wird kolportiert, Staatspräsident Xi Jinping persönlich den Börsengang des zu Alibaba gehörenden Finanzdienstleisters Ant Financial. Zudem wurde ein Browser, den eine Alibaba-Tochterfirma entwickelt hat, aus chinesischen App-Stores entfernt. Passenderweise war er vorher im chinesischen Fernsehen irreführender Werbung im Gesundheitsbereich beschuldigt worden.
Angeblich soll es nicht bei Repressalien gegen Alibaba bleiben: Laut Bloomberg hat die Finanzaufsicht bereits Chinas größtes Internet-Unternehmen Tencent im Visier.

 

 



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