Lockdown drückt Österreichs BIP um 7,7 Prozent Pixabay
05 Nov
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Lockdown drückt Österreichs BIP um 7,7 Prozent

Der wegen der Corona-Pandemie geltende zweite Lockdown in Österreich wird die heimische Wirtschaft heuer und nächstes Jahr stärker in Mitleidenschaft ziehen als bisher angenommen.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) geht für 2020 nun von 7,7 Prozent BIP-Einbruch aus statt der noch im Oktober angenommenen 6,8 Prozent Minus. Und 2021 dürfte die Wirtschaft nur um 2,8 statt 4,4 Prozent wachsen.
0,6 Prozentpunkte dieses zusätzlichen Einbruchs im heurigen Jahr seien auf den Bereich Beherbergung und Gastronomie zurückzuführen, der Rest vor allem auf (freiwilligen) Konsumverzicht in anderen Bereichen, erklärte das Wifo in einem Update zu seiner Herbstprognose und seiner jüngsten Mittelfristprognose.
Die EU-Kommission revidierte in ihrer veröffentlichten Herbstprognose die Erwartung für Österreich für heuer nicht weiter nach unten, wohl aber für das kommende Jahr. Für 2020 rechnet die Brüsseler Behörde weiterhin mit 7,1 Prozent Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP), für 2021 hat sie die Wachstumserwartung aber gegenüber der Sommerprognose von Juli von 5,6 auf 4,1 Prozent reduziert.
Die Wirtschafts- und Stimmungsindikatoren würden – obwohl sie noch immer gedämpft seien – auf einen soliden wirtschaftlichen Aufschwung in Österreich hindeuten, der im dritten Quartal begonnen habe, so die EU-Kommission. Die Reiseerleichterungen im Juni hätten zu einer teilweisen Erholung des wirtschaftlich wichtigen Tourismussektors geführt.
Steigende Infektionsraten und die jüngste Verschärfung der Corona-Eindämmungsmaßnahmen würden die Wachstumsaussichten für den Rest des Jahres 2020 und Anfang 2021 aber dämpfen. Ein Vorkrisenniveau sei erst gegen Ende 2022 zu erwarten.


Die Arbeitslosenrate in Österreich sieht die EU-Kommission heuer bei 5,5 Prozent (nach 4,5 Prozent im Vorjahr) und 5,1 Prozent im kommenden und 4,9 Prozent im übernächsten Jahr. Für die Eurozone rechnet Brüssel mit 8,3 sowie 9,4 und 8,9 Prozent Arbeitslosenquote, für die EU mit 7,7 und 8,6 und 8,0 Prozent.
Für das gesamtstaatliche Defizit Österreichs geht die EU-Kommission für heuer von 9,6 Prozent des BIP aus (nach 0,7 Prozent Überschuss 2019), für 2021 von 6,4 Prozent Minus und für 2022 von 3,7 Prozent Abgang. Die Staatsschulden dürften demzufolge in Österreich heuer 84,2 Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen (nach 70,5 Prozent voriges Jahr), im nächsten Jahr 85,2 Prozent und übernächstes Jahr 85,1 Prozent.
Die Wirtschaftsleistung in der Eurozone wird nach der Prognose der EU-Kommission dieses Jahr um 7,8 Prozent einbrechen. In der Europäischen Union insgesamt schrumpft sie demnach 2020 um 7,4 Prozent. Für das kommende Jahr werden 4,2 Prozent Wachstum für die 19 Staaten der Eurozone und 4,1 Prozent für die EU-27 vorausgesagt, für 2022 dann jeweils 3 Prozent. Auch im übernächsten Jahr werde aber das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht, hieß es.
Die neuen Prognosezahlen für 2020 deuten weiter auf eine beispiellose Rezession hin, fallen aber dennoch etwas besser aus als im Sommer. Im Juli hatte die Brüsseler Behörde prognostiziert, dass die Wirtschaftsleistung in der Eurozone um 8,7 Prozent und in der EU insgesamt um 8,3 Prozent schrumpft. Nach einem scharfen Einbruch wegen des Pandemie-Lockdowns im zweiten Quartal war die Wirtschaft aber im dritten Quartal sowohl in der Eurozone als auch in der EU insgesamt um mehr als 12 Prozent gewachsen.
Jetzt verweist die Kommission auf neue Risiken wegen der zweiten Corona-Welle und der damit verbundenen neuen Pandemie-Auflagen. „Nach der tiefsten Rezession in der Geschichte der EU und einem sehr starken Aufschwung im Sommer ist Europas wirtschaftliche Erholung wegen der wieder höheren Zahl von Covid-19-Fällen unterbrochen worden”, sagte Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. „Das Wachstum kehrt 2021 zurück, aber es wird zwei Jahre dauern, bis die europäische Wirtschaft wieder in etwa an das Niveau vor der Pandemie anknüpfen kann.”

apa