In ihrem Kearney Restructuring Score erfasst sie den Status ausgewählter Sektoren und Branchen anhand der Finanzdaten börsennotierter Unternehmen. Die Ergebnisse zeichnen vor allem in den Branchen Autozulieferung, Medien sowie Bau- und Ingenieurswesen ein düsteres Bild. „In fast allen Branchen liefen Unternehmen schon vor der Pandemie Gefahr, zum Sanierungsfall zu werden. Nun verschärft sich die Situation weiter. Besonders kritisch ist die Situation der Automobilzulieferer, bei denen wir in 60 Prozent der Fälle deutliche Krisensignale sehen“, so Nils Kuhlwein, Partner bei Kearney und einer der Autoren des Restructuring Score.
Doch auch andere dürfen sich warm anziehen. Denn mehr als die Hälfte der 1.000 untersuchten Unternehmen in Europa mit jeweils mehr als einer Milliarde US-Dollar Umsatz zeigten bereits vor Corona Krisenerscheinungen. Der DACH-Raum sei besonders betroffen. „Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen zusammen mit einem Score von 2,69 schlechter als der europäische Durchschnittswert von 2,53“, so Kuhlwein. So verschlechterte sich Österreich zwischen Oktober 2019 und Mai 2020 von 2,54 auf 2,58. Noch stärker traf es die Schweiz. Insgesamt, so Kuhlwein, hätten über 60 Prozent der 203 Unternehmen in diesem Raum bereits stärkere Krisenerscheinungen gezeigt.
Durch Corona hat sich die Lage noch einmal verschärft. Beispiel Autozulieferer: Die Verunsicherung ist groß, mit Investitionen sind die Auftraggeber zurückhaltend. Die Auftragseingänge daher rückläufig. Zu beobachten ist, dass sich seit Ende 2018 die Lage zuspitzt. Während diese Industrie außerhalb der DACH-Region etwas besser dasteht.
Kalter Wind weht auch den Medienhäusern entgegen. Über die letzten eineinhalb Jahre habe sich die Situation stetig verschlechtert. Nun sieht man sich mit zurückhaltenden Werbeausgaben konfrontiert. Zudem identifiziert Kearney Netflix als großen potenziellen Konkurrenten.